Wenn ich die Stilbezeichnung „Horror-Punk“ lese, kriege ich tatsächlich Gänsehaut. Allerdings nicht, weil ich vor Untoten schlottern würde, sondern eher aus qualitativen Gründen. Meist wirkt das Ganze in der Umsetzung aufgesetzt, überzogen und musikalisch vernachlässigbar. Gute Alben kann man sich (im wahrsten Sinne des Wortes) meist abschminken. Meist, wohlgemerkt – aber nicht immer.
The Other legen seit zehn Jahren einige Argumente vor, doch noch dem Ruf des Düster-Genres zu verfallen. Die Rheinländer zählen in Europa zu den Szenegrößen, und das völlig zu Recht, weil sie sich stilistisch vielseitig, aber dennoch griffig präsentieren. So changiert das Quintett auf seinem sechsten Studioalbum zwischen Danzig-Höhle, leicht metallischen Akzenten am Griffbrett und Flirts mit den düster inspirierten Achtzigern. Das tangiert dann auch mal Volbeat (die saloppe Rock’n’Roll-Haltung durchdringt das gesamte Album) oder sogar System Of A Down (wenn es um pfiffige Ideen geht).
Im Vorfeld von FEAR ITSELF musste die Band den Verlust ihrer beiden Gitarristen hinnehmen, doch dieser Schlag ins Kontor fällt bezüglich der Songwriting-Wertigkeit kaum ins Gesicht. Dank Produzent Waldemar Sorychta (unter anderem Grip Inc., Tiamat) verfügen The Other auch über den nötigen Wumms in den Boxen. Richtig heftig wie in ‘German Angst’ wird es riff-technisch nur selten, aber darum geht es bei dieser Art Musik schließlich auch nicht. Okay, an diversen Stellen steht der Habitus über der Musik (das hat schon bei Mötley Crüe genervt), aber The Other transportieren authentisch dieses leicht zynische, abgehangene Lebensgefühl. FEAR ITSELF ist gruftig, aber mieft eben nicht.
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