Dass The Neal Morse Band im selben Jahr, in dem Dream Theater bereits ihr erstaunlich polarisierendes Prog-Musical-Opus THE ASTONISHING veröffentlicht haben, ebenfalls mit einem Doppelkonzeptalbum daherkommt, mutet fast wie eine künstlerische Kampfansage von ex-Trommler Mike Portnoy an, der gemeinsam mit Morse (Spock’s Beard) schon länger (wie bei Transatlantic) und seit 2014 auch in dieser Band musiziert. THE SIMILITUDE OF A DREAM, lose basierend auf John Bunyans religiösem Erbauungsbuch ‘The Pilgrim’s Progress’ aus dem 17. Jahrhundert und somit passendes Transportvehikel für Sänger, Keyboarder und Multiinstrumentalist Morse als neu geborener Christ, ist als Erkenntnisreisenerzählung um Schuld und Sühne zwar keine Sci-Fi-Utopie, musikalisch jedoch eine ähnliche Offenbarung. Getrieben von mannigfaltigen Motiv- und Strukturwechseln sowie erlesener Etüdenexpertise, gleichwohl aber auch von wundervollen Satzgesangsharmonien und Hooks, gelingt The Neal Morse Band auf ihrer zweiten Veröffentlichung die Verbindung von musikalischem Muskelspiel und melodischer Muse bravourös. Mit einer Referenzliste, die von ELP bis ELO reicht, klassische Genesis nicht vergisst, aber genausowenig auf The Beatles, Queen, Toto-AOR-Anleihen oder gar großspurigen Gospel (‘Breath Of Angels’) verzichtet, hält THE SIMILITUDE OF A DREAM über 106 Minuten traumwandlerisch die Spannung. Womit letztlich der Hörer der Gewinner des vermeintlichen Kräftemessens ist, da er sich nunmehr ein opulentes Doublefeature aus den beiden ambitioniertesten und besten Konzept-Prog-Alben des Jahres genehmigen kann.
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