Es ist immer hoch anzurechnen, wenn eine Band die genre-definierten Grenzen verlässt und einfach ihrem künstlerischen Impuls folgt. Kannte man The Midnight Ghost Train bislang als primär aufbrausenden Sludge-Stoner-Sturm, hält ihr viertes Album CYPRESS AVE. allerhand Überraschungen bereit. Elf, um genau zu sein, denn jeder einzelne Song geht – mit dem Blues als Bindeglied – neue und andere Wege.
Beginnend mit dem Opener ‘Tonight’, der ungewohnt zurückhaltend wie ein staubiger Bastard aus Great Crusades, Cake und Band Of Spice anmutet. ‘Red Eyed Junkie Queen’, ist ein torkelnd-tänzelndes Fuzz-Fest, welches sich so verführerisch wie sein Titelversprechen geriert. ‘Glenn’s Promise’ driftet darauf gleichsam in Desert-Sound-Territorium wie es lamentierende Monster Magnet-Reserven mobilisiert. Selbst der fast nahtlose Übergang von frühem Mark Lanegan (‘The Watcher’s Nest’) zur rumpelnden Tom Waits-Walzerreduktion (‘Break My Love’) gelingt dem Trio spielerisch.
Auf dem größten Ausreißer, dem bläserbestückten ‘The Boogie Down’, heißt es sogar Bühne frei für Camp Lo-MC Sonny Cheeba, der Sprechgesang und genuinen HipHop-Verve aus der Bronx in den Mittleren Westen transportiert. Anschließend besinnen sich Midnight Ghost Train wieder auf das erdige Terrain zwischen Rost und Roots und auf Songs, die sich für Serien wie ‘American Gods’ oder ‘Preacher’ empfehlen. Womit die Band kurz davorsteht, noch näher zu den Kollegen Clutch aufzuschließen, die eine ähnlich begrüßenswerte Stilweiterentwicklung längst vollzogen haben.