Es ist Zeit, die Blutdrucksenker einzuwerfen: The Hirsch Effekt treiben uns einmal mehr im Stakkato durch alle erdenklichen Spielarten von Mathcore und Prog Metal und sind dabei auf ESKAPIST so komplex und facettenreich wie nie zuvor. Hier folgt eine unvorhersehbare Wendung auf die nächste: so kommt der Opener ‘Lifnej’ nach manischem Geschrei und wildem, arhythmischem Gegniedel plötzlich mit einem melodischen Singalong-Chorus daher, und hier und da quetschen sich ruhige Piano- sowie Streicherinterludien zwischen den Wahnsinn.
‘Natans’ und ‘Berceuse’ umspielen sanft das Bewusstsein, nur damit ‘Tardigrada’ und ‘Aldebaran’ einem anschließend alles um die Ohren hauen können, was ihnen zur Verfügung steht. Doch speziell in den ruhigen Momenten trifft das Hannoveraner Trio so richtig in die Magengrube. ‘Inukshuk’ etwa hat eine emotionale Dringlichkeit und Dichte, die kein noch so verfrickeltes Riff imitieren kann.
Aber: Dass ‘Lysios’ einen betont zynischen, jazz-untermalten Spoken Word-Part verpasst bekommen hat, wirkt wie Sarkasmus mit dem Vorschlaghammer – eine Randnotiz für jene, die sonst nicht verstehen, worum es auf diesem Album geht; eine merkwürdige Kreuzung aus Helge Schneider und Die Ärzte zu PLANET PUNK-Zeiten. Kurzum: Hätte es nicht gebraucht. Bei über einer Stunde Spielzeit kann man diesen 30-sekündigen Stilbruch jedoch verkraften.