Die Gegenwart schreit nach Typen, denen eine Zigarette lässig im Mundwinkel hängt und die unter Sonnenbrillen einen Scheiß auf den Zeitgeist geben. Hurra, The Hellacopters sind wieder da! Die letzte Veröffentlichung stammt aus dem Jahr 2008 (der US-Präsident hieß Obama, der von Russland Medwedew), und offiziell stellte die anschließende Tournee zu HEAD OFF das Ende des geistigen Rock’n’Roll-Kinds dar, das 1994 von Entombed-Drummer Nicke Andersson ins Leben gerufen wurde. 14 Jahre nach der vermeintlichen Auflösung haben The Hellacopters hörbar wieder Spaß am Rock’n’Roll-Lebensstil gefunden – diese Scheibe dampft, schwitzt und ächzt.
🛒 EYES OF OBLIVION bei AmazonEYES OF OBLIVION lebt, pulsiert und schwingt. Was für eine Wohltat in Zeiten, in denen wahlweise aalglatte Plastikproduktionen regieren oder manisch neuen Trends und aktuellen Hörgewohnheiten hinterhergejagt wird. The Hellacopters verfolgen authentisch den klassischen Ansatz (manchmal könnte es sogar noch eine Spur kratziger und bissiger sein) und präsentieren mit EYES OF OBLIVION nicht nur ihr Comeback, sondern eines der besten Alben ihrer Historie. Endlich wieder eine Scheibe, zu der man sich ohne schlechtes Gewissen ein Dosenbier aufmachen sowie den Playboy aufschlagen kann und sich für den kalten Rauch in seinen Klamotten nicht schämen muss. Ich bin übrigens Nichtraucher.
Es gibt Alben, vor denen man Angst hat. Bezüglich des nicht überhasteten Studioneustarts der reaktivierten (fast) Ur-Hellacopters erweist sich dies zum Glück als unbegründet. Wer einen Neuaufguss des rüpelnd-garstigen Debüts von 1996 ersehnt hat, wartet wohl auch auf ein neues APPETITE FOR DESTRUCTION aus anderer Ecke. Lieber hält die Band hier konsequenten Classic Rock-Kurs und empfiehlt sich mit zehn Growern zur Dauerrotation. Dramatische Fallhöhe? Fehlanzeige. Frank Thiessies (6 Punkte)
Genau so muss zeitgemäßer Rock klingen: dreckig, verzerrt, analog, weder editiert noch totkomprimiert, mit lässiger Zigarettenkippe im Mundwinkel, einer Flasche Jacky in der linken Hand und einem breiten, süffisanten Grinsen im Gesicht. Weshalb noch länger drumherum reden: Zeitgemäßer Rock muss klingen wie die Hellacopters anno 2022. Ich tanze auf meinem Schreibtisch! Matthias Mineur (6 Punkte)
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