So sehr der Terminus Supergroup derzeit im Rock auch wieder en vogue zu sein scheint, sollte man im Falle der Gracious Few mit seinem Gebrauch vorsichtig sein. Sicher, diese Band besteht zu einem Teil aus der kompletten Instrumental-Fraktion der Post-Grunger Live. Aber an die Alternative-Rocker Candlebox, die hier Sänger und zusätzlichen Gitarristen stellen, erinnert sich wohl kaum mehr jemand. Denn bis auf ihren weiterhin wunderbaren Debüt-Übersong ‘Far Behind’ machte jene Seattle-Truppe hierzulande nicht allzu viel von sich hören.
Doch zu Gracious Few: Beide Gruppierungen tarieren sich auf ihrem ersten gemeinsamen Album genüsslich aus und pegeln sich stilistisch zwischen klassischem Rock-Boden und Moderne ein. Während die zu gewollt ruppigen Rocker im ersten Album-Teil an zu wenig eingängiger Dringlichkeit kranken, sind es indes die erprobten Mid-Tempo-Qualitäten und behutsameren Songs, bei denen Gracious Few mit ihrer neu gefundenen Symbiose auftrumpfen können.
Zu Live, mit einer Portion weniger Pathos, bringt jener Candlebox-Anteil nämlich den gewünschten Flanell-Faktor und die Art Bodenständigkeit ins Spiel, bei der man schon damals an Mother Love Bone erinnert wurde. Kein Superalbum, aber dafür ein gutes Debüt sowie eine Band, der man eine Zukunft wünscht, solange man ahnenbewussten Alternative Rock älterer Schule nicht schon komplett ad acta gelegt hat.
Frank Thiessies
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Dezember-Ausgabe des METAL HAMMER.
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