Wer sich überhaupt noch an Anette Olzons Solodebüt SHINE (2014) erinnern kann, tut dies sicher mit gemischten Gefühlen. Schön einerseits, die Stimme der ehemaligen Nightwish-Sängerin wieder zu hören. Schade allerdings, dass die Schwedin sich derart belanglosem Pop-Rock zugewendet hatte. Nun die Kehrtwende: Mit The Dark Element hat Olzon wieder ein klassisches Band-Line-up (unter anderem mit dem ehemaligen Sonata Arctica-Gitarristen Jani Liimatainen) hinter sich, was dem Debütalbum deutlichen Antrieb verleiht.
Fans dürfen erleichtert jauchzen: Songs wie ‘My Sweet Mystery’ oder ‘Last Good Day’ haben einen überdeutlichen Nightwish-Anstrich. Man fühlt sich immer wieder an DARK PASSION PLAY erinnert, vornehmlich jedoch an die weniger harten (Ausnahme: ‘Dead To Me’) und weniger symphonischen (Ausnahme: ‘The Ghost And The Reaper’, hierfür schickt Holopainen womöglich noch eine Rechnung) Nummern.
Der Pop-Faktor auf THE DARK ELEMENT ist beträchtlich und sorgt für Wohlbehagen (‘Here’s To You’), aber auch Kitsch (‘Someone You Used To Know’, ‘I Cannot Raise The Dead’). Ein gefälliges Gothic Metal-Album voll schwedisch-finnischer Melancholie und Melodie; an Anette Olzon in dieser musikalischen Form kann man sich gut und gerne gewöhnen!