Wow. Das ist ja mal eine Überraschung. Oder gleich zwei: Zunächst verwundert, dass Thrash-Veteranen, Alternative-Emo-Rocker und Metalcore-Vögel gemeinsam eine Band aufmachen. Doch mehr noch überrascht die schiere Qualität, die Scott Ian und Rob Caggiano (Anthrax), Joe Trohman und Andy Hurley (Fall Out Boy) sowie Keith Buckley und Josh Newton (Every Time I Die) uns hier auftischen.
Aus purer Freude am Krachmachen hat der Sechser mal eben ein Scheibchen hingelegt, wie es ein solches in Sachen Frische, Kraft und Ohrwurmpotenzial in letzter Zeit verdammt selten gegeben hat. Das Beste dabei: The Damned Things spielen zwar harten, fetten Rock, aber so ganz eindeutig fällt die Kategorisierung nicht aus. Und das ist gut. Am besten verstehen lässt sich die Musik vielleicht anhand eines Ausspruchs von Scott Ian: „Anfangs sprachen wir viel über unsere gemeinsame Liebe zu Thin Lizzy.“
Die Grundlage des Songwritings liegt eindeutig im Classic Rock, und ja, auch mehrstimmige Gitarrenparts hören wir, schließlich sind hier gleich drei Gitarristen am Werk. Auf die Melodien in ‘A Great Reckoning’ wäre Phil Lynott jedenfalls stolz. Allerdings folgen die verdammten Dinger nicht komplett den sattsam bekannten Schemata aus 100 Jahren Rock-Geschichte, sondern pflügen den gemeinsamen Grundlagen, ähnlich den Anthrax dieser Dekade, noch ordentlich Metal-Wucht und moderne Anklänge unter. Es klingt halt fetter und groovt ein bisschen kräftiger. Vor allem aber liegt die Frische an Sänger Keith Buckley: Der brüllt ab und zu mal ein bisschen, zaubert meistens jedoch Gesangslinien zwischen „dramatisch“ und „klassisch“ aus dem Hals.
Puristen werden sich daran stören, dass das gelegentlich „heulig“ oder gar „emo“ klingt. Auf der anderen Seite kommen hier Melodien zum Niederknien raus, nachzuhören in ‘A Great Reckoning’ und ‘Blues Having The Blues’. Meistens schmeckt das richtig schön zartbitter – und großartig. Zusammen mit den konsequent dick servierten Riffs verdient alleine das flotte ‘Friday Night (Going Down In Flames)’ die Höchstnote; ‘We’ve Got A Situation’ mit dem ungemein schmissigen Refrain sogar acht von sieben Punkten, wenn es dazu ein Bier gibt. Die Platte als Ganzes klingt zudem nicht selten nach den Foo Fighters, trotzdem könnte das Riffing in ‘Grave Robber’ und ‘Handbook For The Recently Deceased’ auch von Down oder den Spiritual Beggars stammen. In ‘Blues Having The Blues’ und ‘Black Heart’ lassen sich weiterhin Spurenelemente von Southern Rock und – ach? – Blues ausmachen, während ‘Bad Blood’ bei allem Wumms tatsächlich mit dreckigen Stiefeln in der Welt des Pop herumstampft. Interessanter Fakt dabei: Das Gros des Songwritings erledigten Trohman und Caggiano, die bei ihren Stammbands selten bis gar nicht komponieren. Fazit also: The Damned Things warten hier mit einem Album auf, das gleichzeitig zeitgemäß und zeitlos klingt, vor allem aber wuchtig, griffig und mitreißend. Alles, was geiler Heavy Rock haben muss.
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