Mehr Death Metal. Mehr Melodien. Mehr Brutalität. Und beinahe Rock. The Agonist haben sich für ihr sechstes Album einiges vorgenommen. Der imposante, stilistisch hemmungslos inszenierte Opener ‘In Vertigo’ zeigt exemplarisch auf, welchen Abriss das kanadische Quintett um Frontfrau Vicky Psarakis auf ORPHANS geplant hat: Tödliche Fingerfertigkeit zerbricht an modernem Groove, sinfonischer Salbung, spleenigen Einsprengseln, gekotzten Vocals und schmeichelnden Melodiebögen. ORPHANS besitzt eine ganze Menge Progressivität, die eine Weile sehr gut unterhält.
🛒 ORPHANS bei AmazonIm Nachgang bleibt aber kaum eine Baller-Passage übrig, die memorabel im Gedächtnis verhangen wäre – das sieht bei den melodischen Momenten schon sehr viel besser aus. Meiner Meinung nach haben es The Agonist gar nicht nötig, in die extremen Gefilde abzudriften, denn die Ernte fällt auf harmonischem Boden qualitativ sehr viel höher aus. ORPHANS besitzt hervorragende Ansätze, nimmt auch phasenweise gefangen, wirkt aber im Gesamtkontext zerrissen. Die Talente dieser Band gilt es künftig eher zu zügeln und kanalisieren als breitzutreten.