Wer wird sich hier am meisten ärgern? Deftones-Fans, weil ihre Lieblings-Band ihr neues Al-bum scheinbar unter einem irreführenden Pseudonym ver-öffentlicht? Oder Suicide Silence-Anhänger, die sich heftig vor den Kopf statt in den Pit gestoßen fühlen? Nicht, dass das band-betitelte Album zahm daherkäme:
Ruppig ist es, und der (okaye) Klargesang von Hernan „Eddie“ Hermida ist nicht das eigentliche Problem des Albums, sondern nur das am einfachsten zu benennende. Die analog tönende Produktion von Ross Robinson voller Rückkopplungen und Nebengeräusche verleiht dem Album einen spontanen, lebendigen Klang. Doch der von Suicide Silence vorgelegten Mischung aus New Metal, Postcore, Grunge und ihrem eigentlichen Steckenpferd Deathcore fehlt die klare Linie: In der Düsternis, der Vertracktheit, dem Rausch ist es kaum möglich, einem Song habhaft zu werden. Dabei entdeckt man immer wieder höchst Spannendes: das Slipknot-Riff in ‘Listen’, den bodenlosen Refrain von ‘Silence’, die Sound-Wand im psychopathischen ‘Hold Me Up, Hold Me Down’ – daran entlanggehangelt und viel Geduld aufgebracht, lassen sich die Stücke aufbrechen, wütende Deathcore-Growls, abgefahrene Soli und melancholische Melodien entdecken.
Schwere Brocken wie der atonale Refrain von ‘Run’ machen das nicht einfacher. So ist SUICIDE SILENCE ein ambitionierter Schritt raus aus dem Metalcore-Einheitsbrei, der wenig Hörspaß bietet, aber in seiner kompromisslosen Rohheit fasziniert.