
Trauer um gleich zwei verstorbene Sänger – so etwas muss man als Rock-Band erst einmal verkraften! Trotz aller Tragik wiegt für Stone Temple Pilots der Tod von Scott Weiland sicher stärker als der von Chester Bennington, da Weiland auf allen bisherigen Scheiben zu hören ist, während Bennington lediglich die 2013er-EP HIGH RISE eingesungen hat. Ausgewiesene Charismatiker und grandiose Performer waren jedoch beide, sodass Neuzugang Jeff Gutt (ex-Dry Cell) riesige Fußstapfen zu füllen hat. Es gelingt ihm, so viel sei vorweg verraten, denn bereits mit dem fetzigen Opener ‘Middle Of Nowhere’ beweist Gutt, dass auch ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt über coole Souveränität und großes Melodieverständnis verfügen kann.
Seine erdige, sehr flexible Stimme passt perfekt zu den rockigen, bisweilen archaisch scheppernden Songs der Scheibe, die zwar nicht mehr durchgehend die Wildheit früher Stone Temple Pilots-Veröffentlichungen wie CORE (1992) oder PURPLE (1994) hat, dafür aber mit cleveren Arrangements und kompositorischer Finesse glänzt. Auch wenn nicht alle Stücke die Klasse der ersten Vorabauskopplung ‘Meadow’ besitzen, wagen sich die Herren DeLeo & Co. mit Gutts Hilfe erfolgreich an einen Shuffle mit Blues-Esprit (‘Never Enough’), würzen ihre Ballade ‘The Art Of Letting Go’ mit jazzigen Harmoniefolgen, erinnern in ‘Finest Hour’ an The Beatles und zitieren mit der aktuellen Single ‘Roll Me Under’ sogar noch einmal den Spirit ihrer frühen Grunge-Erfolge. Respekt!