Böse Zungen bezeichnen Stick To Your Guns als „Mallcore“-Könige. Netter ausgedrückt: Spätestens seit DIAMOND (2012) wickeln die Kalifornier gleichzeitig Hardcore-Tough Guys und Pop-Punk-Girlies um den Finger. „I’ve gone to hell and back, searching for answers that do not exist…“ – schon mit der ersten Zeile des sechsten Albums können sich Generationen geschundener Seelen identifizieren. Bei der Reise durch das eigene (Öffentlichkeits-)Ich bauen Stick To Your Guns wieder einmal Frust ab und Lebensenergie auf:
Wie permanent in einen Zuckertopf purzelnden Terror brüllen sie in Strophen mit der Gangshout-Flüstertüte nach Aufruhr, um diese in Refrains mit süßlichen (Gesangs-)Melodien zu schlichten. Die Bollo-Breakdown- und Singalong-Kontraste gedeihen in Glanzlichtern der Sorte ‘The Sun, The Moon, The Truth: Penance Of Self’ oder ‘Married To The Noise’ prächtig, wenngleich mit wenigen Ausnahmen wie kleinen Refused- (‘Delinelle’) oder Machine Head-Phrasierungen (‘Owed Nothing’) weitestgehend überraschungsarm. Das dürfte den nächsten Schritt auf der Karriereleiter jedoch keineswegs bremsen, denn zwischen ruppigem Mosh (‘You Are Free’) oder düsteren Schleichern (‘Through The Chain Link’) züchtet TRUE VIEW dicke Massenmarktohrwürmer:
Obwohl arg glatt und daher von hoher Abnutzungsgefahr bedroht, können insbesondere ‘56’ und ‘The Reach For Me: Forgiveness Of Self’ im Radio und auf Stadionbühnen problemlos neben Rise Against oder 30 Seconds To Mars bestehen. Wie „true“ oder kalkuliert das alles ist, sei dahingestellt, aber eines steht fest: Die Könige sind den Einkaufs-Passagen entwachsen.