Hatte der einstige Ableger von Motorpsycho neben seiner bekannten Thin Lizzy-Leidenschaft schon auf seinen letzten beiden Alben eine zunehmende NWOBHM-Flirt-Bereitschaft an den Tag gelegt, war die Band-Erweiterung um einen zusätzlichen Gitarristen schließlich die logische Konsequenz. Inzwischen teilt sich Sänger/Gitarrist Per Borton also mit Brynjar Takle Ohr sowohl die Leads als auch die Co-Songwriting-Credits. So lässt das Duo gleich zu Beginn im Song ‘Prototype Design’ Tandemgitarren vom Schlage der Allman Brothers Band aufblitzen und belässt es keineswegs dabei. Wieder deutlich Siebziger-orientierter und damit näher an den Hellacopters (minus deren Kiss-Besessenheit) als an Iron Maiden, spielen sich die Norweger auf ihrem sechsten Studioalbum durch die Classic Rock-Abteilung ihrer individuellen Plattensammlungen, verströmen dazu gelegentlich eine subtile Achtziger-AOR-Affinität, schaffen aber auch immer dann, wenn es leicht pop-progressiv bis psychedelisch wird, den unerwarteteren, großen Sprung rüber zur entschlackten Ausgabe von Mastodon, mit denen sie sich in jenen Momenten das flehentlich Hymnische teilen.
🛒 VI bei AmazonZu den nicht zu verschweigenden Kritikpunkten von VI zählt indes, dass der Nachhaltigkeitseffekt des Song-Materials abgenommen und – noch sträflicher – das einst markante Bariton-Saxofon von Rolf Martin Snustadt derart im Mix unterrepräsentiert ist, dass man meinen könnte, die Trondheimer wollen sich langsam eines früheren Trademarks entledigen.
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