Slayer REPENTLESS

Thrash Metal, Nuclear Blast/Warner (12 Songs / VÖ: erschienen)

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Foto: Promo

Ich hatte wenig Hoffnung beziehungs­weise Vertrauen, dass Slayer ohne ihre zwei Gründungs­mitglieder noch in der Lage sein würden, musikalisch Gehaltvolles leisten zu können. Zumal Jeff Hanneman für den Großteil der ­groovenden Monster (und damit meiner Lieblingslieder) verantwortlich war.

Im Grunde hatte ich mich damit abgefunden, dass die Legende bald in Rente gehen wird. Aber: Slayer verpassen mit REPENTLESS allen ­Ungläubigen eine unerwartet laut ­schallende Backpfeife. Es finden sich zahlreiche Momente und längere Passagen, die an die ganz ­großen ­Klassiker der Band-Historie erinnern. Kerry King ist hörbar darum bemüht, das ­musikalische Erbe seines Kumpels ­Hanneman weiterzutragen. Das bedeutet, dass er entgegen seiner natürlichen ­Veranlagung nicht nur die Kettensäge auspackt, sondern die Lieder auch mit genau jenen fiesen, leicht satanisch wirkenden Widerhaken versieht, die einen beim Moshen förmlich um den Verstand bringen.

Der Titel-Song ist solch ein Beispiel, das genau den richtigen Mix aus Furor und Verstand findet. Das schon 2014 veröffentlichte ­‘Implode’ wählt nur scheinbar einen geschmeidigeren Weg, hinten raus klingt es wie der rotznäsige Bruder von ‘Battery’. Schwindelgefühle garantiert. ‘Vices’ rollt mit seinem schweren Groove schon bedeutend moderner (aber kaum weniger wuchtig) über den Hörer hinweg. ‘When The Stillness Comes’ beginnt wie eine Annihilator-­Ballade aus den Achtzigern (also leicht psychedelisch), türmt sich dann zu einem düsteren Ungetüm auf, das man in dieser Form von Slayer vor allem auf DIABOLUS IN MUSICA (1998) vernommen hat. Hardcore irgendwie, und ziemlich zeitgeistig, vor allem bezüglich Arayas eindringlich gesprochenem Text. ‘Chasing Death’ mausert sich vom hässlichen Entlein zu einem Höhepunkt von ­REPENTLESS: Das Teil besitzt solch ein widerlich geiles Riff, dass man wie im Autopilot ständig die Replay-Taste drückt. Auch ‘You Against You’ kommt erst ab der Mitte voll auf Touren: spät, aber nicht zu spät.

‘Atrocity Vendor’ ist eine tiefe Knie­beuge vor den Achtzigern: ein straighter Partyhit (also in Slayer-Tonart), zu dem jedem ­Kreator- und Sodom-Fan die Haare ­splissen. Es gibt aber auch ein paar Minuten, in denen das (sehr hohe) Niveau sinkt: ‘Take Control’ ist trotz zwischen­zeitlich entfachter Midtempo-Hölle kein Song, der sich in den Annalen dieser glorreichen Band-Geschichte verewigen wird. Auch ‘Cast The First Stone’ rauscht vergleichsweise simpel durchs Ohr (wobei dem Lied noch das ­nobelste Solo spendiert wird). ‘Piano Wire’ kommt nicht wirklich aus den ­Schuhen. Dennoch: Das ist Moshen und Motzen auf höchstem Niveau. So sehr ich Dave Lombardo für sein kreatives Spiel und „Topfschlagen“ abseits der Metal-Normen schätze – sein Ersatz Paul Bostaph verpasst den Songs weniger Skurrilität, aber ordentlich Dampf.

Noch ein Ton zum Sound von Produzent Terry Date: Dieser wirkt wunder­bar lebendig und passt damit perfekt zur Aussage von REPENTLESS. Und die lautet: Diese Band ist im Thrash weiterhin die Nummer eins, und noch lange nicht am Ende. Von Slayer lasse ich mich gerne weiter vermöbeln. Und eines Besseren belehren.


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