Ich bin ja prinzipiell skeptisch, wenn sich eine Band dazu entschließt, aus einer Songwritingsession zwei Alben rauszupressen. Das geht in den wenigsten Fällen gut. Meist dient der erste Teil als Kaufanreiz und ist damit automatisch qualitativ höher anzusiedeln. Diese Spielchen hat Nikki Sixx nicht nötig:
Nach dem famosen PRAYERS FOR THE DAMNED, VOL. 1, das Ende April erschienen ist, presst er nun ein halbes Jahr später mit PRAYERS FOR THE BLESSED, VOL. 2 einen Zwilling raus, der absolut auf Augenhöhe agiert. Es ist schlicht ein Traum, wie die Hooklines durch die Song-Strukturen fließen. Moderne Rock-Nummern mit rotzigem Grundcharakter, geprägt von einem großartigen Sänger (James Michael), lebendiger Produktion und schnittigem Charme. Wenn man einem Jugendlichen 2016 erklären möchte, warum Hard Rock in den Achtzigern so angesagt war – PRAYERS FOR THE BLESSED wäre ein grandioses Medium dafür.
Die Übersetzung der betagten (nicht negativ gemeint) Stilistik in eine zeitgeistliche Sprache gelingt derzeit kaum einer zweiten Band so gut wie Sixx:A.M. Das ist professionell, leidenschaftlich und in gleichem Maße schöpferisch wertvoll. Einziges Problem: Eine Rangfolge zwischen den beiden Alben herstellen zu wollen, erweist sich als Herkulesaufgabe.
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