Man übersieht oft, dass Niklas Kvarforth nicht nur ein Provokateur vor dem Herrn ist und sich als Mikro-Genre-Stifter des Depressive Suicidal Black Metal nicht unbedingt um die Besserung der Volksgesundheit verdient gemacht hat, sondern auch einer der besten Song-Schreiber der schwarzen Zunft. Das hat mich in Summe noch jedes Shining-Album für eine intensivere Beschäftigung qualifiziert, aber ich muss bis VI – KLAGOPSALMER zurückgehen, um am Ende zu einem ähnlichen „Ja!“ wie zu diesem, dem zehnten Werk, zu kommen.
Die Dinge, die VARG UTAN FLOCK auf das nächste Level heben, sind wie so oft die kleinen, feinen Unterschiede. Da ist zum einen die Balance zwischen schwarzmetallischer Kernkompetenz und progressivem Zierwerk, die hier hervorragend funktioniert. Dann das forcierte Tempo vieler Songs, das dem Ganzen eine Aufmerksamkeit erregende Dringlichkeit gibt. Und am Ende dominieren natürlich die Riffs und die Dynamik zwischen Brutalität und akustischem Innehalten (etwa auf ‘Gyllene portas bro’ perfekt inszeniert) – typisch für Shining, aber hier meisterhaft umgesetzt. Alles also nur geile Musik?
Nicht ganz: Der Abschluss-Song ‘Mot Aokigahara’ schiebt dann doch noch schön unsubtil das Selbstmordthema ins Rampenlicht. Die Musik ist für Kvarforth innere Auseinandersetzung mit seiner mentalen Zerrissenheit, aber natürlich bleiben Shining als künstlerisches Vehikel auf Konfrontationskurs mit den Komfortzonen des Publikums.