Das fünfte Album von Österreichs führender Hard Rock-Band präsentiert ähnlich wie der Vorgänger ein Potpourri verschiedener Einflüsse, bei denen der Hollywood-Hair Metal-Faktor längst nicht mehr prädominant ist. Zwar singt Phil Vanderkill einen Opener wie ‘Down To Mississippi’ mit vollwertiger Axl Rose-Verve, doch schweift der Blick inzwischen auch mal in den amerikanischen Süden beziehungsweise auf dessen musikalische Traditionen. So klingt der Boogie-Woogie-Rock von ‘Mama Didn’t Raise No Fool’ gleichermaßen nach dem Spätwerk von Cinderella, wie er einen zu dem hypothetischen Hirngespinst verleitet, Little Caesar und The Quireboys würden um Meat Loafs (einzige) Song-Rolle in der ‘Rocky Horror Picture Show’ konkurrieren. ‘Alive’ wirft dynamisch zwischen ruhiger Strophe und einem explosiven, eine Diane Warren-Mitautorenschaft suggerierenden Refrain die Frage auf, ob wir es hier mit einem heimlichen Outtake von Kane Roberts’ Überalbum SAINTS AND SINNERS zu tun haben.
🛒 MISTER SIPPI bei AmazonUnd wenn im pumpenden, Riff-rasselnden ‘One Way Ticket From Hell’ – ein entfernter Cousin von Warrants ‘Inside Out’– im Klanghintergrund des Soloteils kurz Army Of Lovers einmarschieren oder man den berühmten textlichen Geflügel-Gag aus Queens ‘One Vision’ (ebenfalls eine für Sergeant Steel immens wichtige Band) bringt, bleibt ein wissendes Grinsen nicht aus. Bonusbringer: das vom 2013er-Album MEN ON A MISSION bekannte ‘Cry Out Your Heart, Baby!’ in einer launigen Unplugged-Version, die gar noch ein Kazoo auf den Plan ruft. MISTER SIPPI demonstriert (neben Titelwortspielwitzgespür) darüber hinaus, dass man die langjährige Sound-Schützenhilfe des inzwischen pensionierten Produzenten Michael Wagener nicht mehr nötig hat, sondern längst selbst für den guten Ton sorgen kann.
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