Erstaunlich früh nach seinem Velvet Revolver-Rauswurf, kommt der Stone Temple Pilots-Sänger mit seinem zweiten Solo-Album aus der Versenkung, welches hierzulande gar als sattes Doppelalbum erscheint. Weniger überraschend ist derweil, dass Weiland – auf sich allein gestellt – weitaus Wunderbareres als das letzte Armutszeugnis des Allstar-Projekts zustande bringt.
Von perlenden Pop-Melodien nur so beseelt, verfolgt Scott hier den Singer/Songwriter-Ansatz und suhlt sich stimmlich und freigeistig im erlöst-erlösenden Bowie-Beatles-Bohème-Refugium. Auch wenn Weiland vorwiegend mit extrem ruhigen, introvertierten Tönen und spleenigen Sounds aufwartet und den Rampensau-Rocker lässig in der Sakko-Tasche lässt, schmälert dies nichts am gegebenen Genius des Ganzen. Letztlich lässt einen vielleicht nur die Vielzahl der Songs ein paar leichter verzichtbare Stücke ausmachen und verhindert so die Höchstwertung.
Doch sieht man CD zwei als Dreingabe und vergegenwärtigt sich, dass CD eins nahezu identisch mit der amerikanischen 13-Song-Einzelausgabe ist, darf man sich dennoch über dolle Dreingaben freuen. Nach dem untergegangenen Solo-Debüt 12 BAR BLUES (1998) ist dies das zweite kleine Meisterwerk eines unterbewerteten, visionären Künstlers, der sich und seiner Größe leider stets selbst im Wege zu stehen scheint. Aber vielleicht gehört genau das dazu.
Frank Thiessies
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Februar-Ausgabe des METAL HAMMER.