Für Wecki beginnt ROCK BELIEVER also erst ab dem fünften Song – und das aus gutem Grund. Denn der gemeine Hörer (darunter der Autor dieser Zeilen) hat nicht so viel Geduld mit den „Scorps“. Was Rudolf Schenker und Co. in den ersten vier Tracks abliefern, ist – vor allem was die Refrains angeht – teilweise zum Fremdschämen. Textzeilen wie „Scream for me, screamer / I’m a rock believer“, dazu die einfallslosesten Reißbrettmelodien und -harmonien, die man sich vorstellen kann – wem dabei kein eiskalter Gruselschauer über den Rücken läuft, hat jegliches Gespür für Rock-Musik verloren. Was die Instrumente abliefern, ist dagegen durchaus annehmbar. Das groovt tatsächlich oft ansprechend daher. Und Wecki hat Recht: Ab ‘Shining Of Your Soul’ wird es besser – jedoch nicht dahingehend, dass die Scorpions nur noch Qualität abliefern würden.
🛒 ROCK BELIEVER bei AmazonDenn im Grunde kann man darauf wetten, dass immer, wenn Schenker, Matthias Jabs, Paweł Ma¸ciwoda und Mikkey Dee die Basis für ein solides, hinterntretendes Lied legen, spätestens (!) im Chorus Klaus Meine alles kaputtmacht (‘Hot And Cold’, ‘Peacemaker’, ‘When Tomorrow Comes’, ‘Unleash The Beast’, ‘Crossing Borders’). Der 73-Jährige hat so eine seltsam-schlappe Art zu singen; manchmal trällert er absichtlich an Tönen vorbei oder ergeht sich in aufgesetzt-lässigem Sprechgesang. Die Ballade ‘When You Know Where You Come From’ und das druckvolle ‘Shoot For Your Heart’ bilden hierbei die Ausnahme, was jedoch leider nichts am Gesamteindruck ändert.
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