Erst das sphärische Intro mit den verhallenden Gitarren, dann die Eruption. So weit, so typisch für Post Metal. Aber nicht mit Russian Circles! Ja, ihr Intro ist durchaus sphärisch, danach übernehmen jedoch hektische Drums, brodelnder Bass und nervöse Gitarren. Es soll nicht die einzige Divergenz zu ihren vielen Kollegen bleiben, die im ewig ähnlichen Wechsel aus tonnenschwerer Verzweiflung und ätherischer Schönheit versinken. Klar, die Bande aus Chicago ist rein instrumental, was sowieso mal ein anderes Narrativ voraussetzt. Die Art und Weise, wie sie auf ihrem siebten Album BLOOD YEAR ihre Songs erzählen, ist aber auch so angenehm eigen, biedert sich nicht an und mag aufs erste Hinhören schroff und unnahbar wirken. Kühl.
🛒 BLOOD YEAR bei AmazonNatürlich ist das gewollt, natürlich soll das fordern. Und wer sich die Zeit nimmt, erkennt hinter einem gewaltigen Leviathan wie ‘Arluck’ eine fesselnde, beeindruckend dynamische Dramaturgie. Fiebrige Gewitterwolken schieben sich im schwülen ‘Milano’ über den Berg, ‘Kohokia’ konterkariert Tool mit den Siebzigern, und zum Abschluss jagt der psychotische Donner von ‘Quartered’ mit seinen verschiedenen Schichten von einem Fiebertraum zum nächsten. So etwas kann man nicht oft sagen: Gesang wäre hier nicht immer, aber an den meisten Stellen tatsächlich fehl am Platz!