Es wäre zu einfach, SHADOWMAKER von vornherein mit Häme zu überziehen. Denn obwohl Running Wild seit über zehn Jahren kein zwingendes Album mehr veröffentlicht haben und ihr lustloser Abschied in Wacken 2009 ihren Ruhm nicht unbedingt vergrößerte, war ich doch neugierig auf den Neustart. Die gute Nachricht: Songs wie ‘Riding On The Tide’ oder ‘Into The Black’ beinhalten die typischen Elemente, die Running Wild einst unverwechselbar machten. Dass Rolf Kasparek die Ideen entweder bei sich selbst oder Judas Priest (‘Piece Of The Action’ riecht verdächtig nach ‘Turbo’) oder Saxon (‘Locomotive’ erinnert auch inhaltlich an die ‘Princess Of The Night’) ausborgt, ist für Fans mit verklärtem Blick gerade noch okay. Dass er die Songs allein eingespielt hat… geschenkt.
Doch jeglicher Versuch, SHADOWMAKER richtig gut finden zu wollen, wird durch die zu Tode polierte Produktion zunichte gemacht. Obwohl Running Wild für die offensichtlich programmierten Drums in der Vergangenheit mehrfach Kritik eingesteckt haben, und obwohl sich Rock’n’Rolf darüber im Klaren sein müsste, dass ein Comeback-Album alles und jeden vernichten sollte, begibt er sich direkt in dieses Minenfeld zurück. Ich werde den Eindruck nicht los, dass SHADOWMAKER ein mit möglichst geringem Aufwand konstruiertes Werk ist, und mein Fan-Herz fragt sich: Meint er das ernst? Als altem Hasen wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, den verbeulten Lack seines einst stolzen Dampfers wieder aufzupolieren und mit einer motivierten Mannschaft nochmal in die Schlacht zu ziehen. Doch statt angriffslustig den Thron des deutschen Metallhandwerks zurückzufordern, erleidet SHADOWMAKER in Komposition und Produktion Schiffbruch. Mit diesem Album sind Running Wild meilenweit von einem würdigen Comeback entfernt.
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