
Haha, witzig – anscheinend hat Kollege Kessler eine andere Scheibe geschickt bekommen als ich. Die überwiegende Zeit habe ich den Eindruck, wahlweise einer Metal-Persiflage oder einem Comedy-Album zu lauschen. BY BLOOD SWORN verkörpert nicht mal ansatzweise das kompositorische Level der Manowar-Scheiben aus den Achtzigern und Neunzigern. Epik? Wucht? Hits? Ich höre hier von alldem nichts, sondern lediglich eine prall gefüllte Klischeeschublade.
Lustig ist, dass diese Band am besten klingt, wenn sie den heiligen Metal-Pfad verlässt und auf einmal Hard Rock und Sleaze anstimmt (‘Among The Bones’). Dazu passt auch die sägende Stimme von Marc Lopes viel besser. Ihn in irgendeiner Art auf eine Stufe mit Eric Adams stellen zu wollen, ist fast schon tollkühn, denn Lopes fehlt es an Ausdrucksstärke, Technik und Volumen. Ross The Boss kann natürlich nichts dafür, dass Manowar seit 1996 nichts mehr auf die Kette kriegen, aber das kann ja kein Grund sein, ein Album abzufeiern, das musikalisch Welten hinter dem Original zurücksteht. Wenn man nach beispielsweise LOUDER THAN HELL (1996) direkt BY BLOOD SWORN einlegt, fließen die Tränen – aber bestimmt nicht vor Freude.