Streng genommen könnte man behaupten, dass Ringworm Pioniere des Metalcore sind. Allerdings hat diese symbiotische Verzahnung der eingängigen Brutalität des Hardcore mit der komplexen Melodik des Metal, wie sie von den amerikanischen Veteranen seit den Neunzigern geknüppelt wird, recht wenig mit unserem heutigen Genre-Verständnis zu tun. So lassen sich die Männer aus Cleveland in keine Schublade stecken und finden irgendwo zwischen Hardcore, Thrash- und Heavy Metal statt. Auch mit SEEING THROUGH FIRE gibt’s kein Wenn und Aber, sondern kompromissloses Haudrauf: Das Schlagzeugpedal galoppiert voran, die verzerrten Riffs treiben, und James „Human Furnace“ Bullochs brachiales Shouting und Spitting sorgen dafür, dass Ringworms zehntes Hassfeuerwerk auch ordentlich zündet – ‘No Solace, No Quarter, No Mercy’ und ‘Thought Crimes’ versprühen gebündelte Härte.
🛒 SEEING THROUGH FIRE bei AmazonDie Stars auf der Platte sind dennoch die verspielten und schraubenden Gitarrensoli, die dem martialischen Klang des Hardcore die Komplexität und Vielschichtigkeit des Metal verleihen, wie es in ‘Death Hoax’, ‘Seeing Through Fire’ und ‘House Of Flies’ der Fall ist. Am Ende geht dem Wurm langsam die Puste aus: ‘Mental Decontrol’ und ‘Power And Blood’ preschen ohne Nachdruck vorbei. Beim Rausschmeißer ‘Playing God’ dürfen aber noch mal die Ohren gespitzt werden, wenn eine verzerrte Computer-Stimme vom Band spricht und eine ruhige Akustikgitarre diese Sci-Fi-Ballade ausdrucksvoll untermalt. Ein unerwartetes Ende für ein sonst recht konformes und – für Ringworm – klassisches Album.
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