Das Desaster war absehbar
Bereits seit seiner Ankündigung im Rahmen einer Ausgabe von ‘Pokémon-Presents’ Anfang 2021 war ‘Pokémon-Legenden: Arceus’ ein umstrittenes Projekt. Während einige den vermeintlich zahlreichen Änderungen in puncto Gameplay mit regelrechten Jubelschreien entgegenfieberten, sorgte die Technik dagegen für einen Sturm der Entrüstung auf Seiten der kritischen Stimmen. Die offene Spielwelt entpuppte sich lediglich als Semi-Open-World, die Sichtweite in den einzelnen Naturarealen schien technisch unzureichend, die Animationen wirkten lachhaft starr und die Grafik entsprach nicht einmal dem für Serienverhältnisse ohnehin niedrigeren Standard. Kurzum: Es war kein geringer Teil der Community, der mit ‘Pokémon-Legenden: Arceus’ nicht weniger als eine Vollkatastrophe für die Spielereihe erwartete. Trotzdem waren die Erwartungen bei vielen eingefleischten Fans immens hoch. Immerhin schien Entwickler Gamefreak gewaltig frischen Wind in das bewährte, aber zugegebenermaßen angestaubte Spielkonzept bringen zu wollen. Damit flog das Unternehmen mächtig auf die Schnauze wie sich nun herausstellt.
Gut gemeint, schlecht gekonnt
Dabei klingen die meisten Ideen, die ‘Pokémon-Legenden: Arceus’ mit sich bringt, auf dem Papier eigentlich ziemlich gut. Viele Neuerungen sind zu erwarten. Ausgeschöpft wird leider kaum eine von ihnen. So ist es beispielsweise die Aufgabe des Spielers, den ersten Pokédex in der Hisui-Region – eine dem feudalen Japan nachempfundenen Landschaft – zu erstellen. Das mag sich zwar zunächst nach einem innovativen Perspektivenwechsel anhören, ist aber konsequenterweise mit einer ganzen Wagenladungen an Einschränkungen verbunden. Da der Ableger chronologisch vor allen(!) anderen Serienteilen spielt, muss damit auf eine ganze Reihe von gameplaytechischen Entwicklungen „späterer“ Teile verzichtet werden.
So seid ihr in der Welt von Hisui einer der wenigen Forschungsbeauftragten, welchen die Rolle der Dokumentation der Taschenmonster zuteil wird. Entsprechend schwachen Anklang finden die putzigen Wesen unter den meisten Charakteren der Spielwelt. Soll heißen: Zwischen Menschen und Pokémon wird mit Vorliebe ein sozialer Keil getrieben. Und so seid ihr in der Geschichte mehr der Sonderling, als denn ein tatsächlicher Held. Überraschung: Die Aufgabe, Gutes zu vollbringen, lastet selbstverständlich trotzdem auf euren Schultern. Es leben die Doppelstandards! Doch das ist nicht die einzige Baustelle, die Gamefreak zu bieten hat.
Die mutmaßlichen Innovationen zünden nicht
Das angepriesene „neue“ Kampfsystem entpuppt sich als die alte Leier, nur lässt sich nun zwischen schnelleren starken und langsameren, schwächeren Attacken varriieren. Bosskämpfe driften hingegen in hirnloses Button-Smashing ab. Selbst bei einer Niederlage lässt sich problemlos mit dem runtergespielten Stand der feindlichen Lebensanzeige wieder einsteigen. Das ist durchaus zu begrüßen, da die wenigsten wohl andernfalls über die zweiten Gegner hinausspielen würden. Das neue Fangsystem, welches erlaubt außerhalb von Kämpfen Pokémon zu fangen, entpuppt sich als nervige Stealth-Action. Bei stärkeren Gegnern funktioniert das Anschleichen zudem nur selten.
Das Fortbewegen auf den dafür vorgesehenen Pokémon funktioniert seltsam hakelig. Und zu allem Überfluss ist die Story noch dünner als sonst üblich. Das alles sind nur ein winzige Ausschnitte der Negativaspekte, die zum Haareraufen einladen. ‘Pokémon-Legenden: Arceus’ enttäuscht auf ganzer Linie. Zur Erinnerung: ‘The Legend Of Zelda – Breath Of The Wild’ – an dem sich das Spiel in dilettantischer Copy-Paste-Manier orientiert – erschien noch zu Zeiten der Nintendo Wii U(!) und sticht Gamefreaks Hausmarke in absolut allen Belangen aus. Allein das ist eine Peinlichkeit, für die sich der Entwickler mit einem derart unfertigen Produkt in Grund und Boden schämen sollte.
🛒 Pokémon-Legenden: Arceus auf Amazon.de bestellen!Fazit – das Ende von ‘Pokémon-Legenden’?
‘Pokémon-Legenden: Arceus’ überzeugt – für wenige Stunden. Doch spätestens nach der Hauptstory ist die Luft raus, die zudem ohnehin mühsam und zäh daherkommt. Die Nebenquests sind durch ihre stupide Eintönigkeit nur schwerlich an Ideenlosigkeit zu übertreffen. Das Spiel ist unterm Strich ein technisches Desaster, das in Wahrheit noch viel katastrophaler ausfällt, als anfangs zu befürchten war. Es würde vermutlich ganze Bücher füllen, um aufzuzählen, was an diesem Titel noch zu bemängeln ist. Für ein milliardenschweres Franchise, für das Gamefreak augenscheinlich seit Jahren damit geizt, das notwendige Kapital in entsprechende Projekte zu stecken, lässt sich das Spiel bestenfalls als Verarsche an der eigenen Kundschaft bezeichnen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Verkaufszahlen nicht zum Anlass genommen werden, den Ruf der Marke „Pokémon“ mit derartiger Beständigkeit und halbherzigem Output weiter zu demontieren…
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