Es gibt Platten, bei denen man sich die Haare rauft. Es gibt Alben, bei denen man die Haare bis zum Exzess schüttelt – und dann gibt es Scheiben wie LIFELINE, die kein Haar krümmen und einen irgendwie ratlos zurücklassen. Dieses Debüt will die depressiven Emotionen der heutigen Jugend spiegeln, fasst sie aber in ein (glänzend produziertes) Format, das sehr schmeichelnd wirkt. Diese leichte Diskrepanz wird LIFELINE über die gesamte Spielzeit nicht los. Die Lieder sind professionell komponiert, spielen sich im recht weitläufigen Bereich des Post Hardcore ab (der musikalisch nicht weit vom Alternative Rock agiert) und hinterlassen auch dank Frontmann Timo Bonner einen positiven Eindruck.
Was aber total fehlt, sind die großen Gefühlsausbrüche. Die Momente, in denen man im Hechtsprung mit dem Kopf in die Boxen eintauchen möchte, um dieses Riff, diesen Höhepunkt, diese Gesangslinie komplett in sich aufzusaugen. Ich bin mir sicher, dass dem Quartett aus Marl diese emotionale Kraft reingeht, aber aktuell sind sie noch nicht dazu in der Lage, sie zu transferieren. Oder dem Hörer eine Dauerwelle zu verpassen.
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