Das tut jetzt weh. Orphaned Land gehören seit ihrem Debüt zu denjenigen Bands, die ich a) musikalisch immer bewundert habe und b) auch Tag und Nacht, Sommer wie Winter hören konnte. Doch ihr neues Werk THE NEVERENDING WAY OF ORWARRIOR hält dem Vergleich mit den Vorgängeralben, insbesondere MABOOL, nicht stand.
Das liegt nicht daran, dass die Israelis ihr Songwriting-Talent verloren haben. Nein, eher im Gegenteil: Sie wollten zu viel. Zwar sind alle Markenzeichen der Band noch vorhanden, die Stimmungswechsel, die mehrstimmigen Gesangspassagen, die wogenden Rhythmen. Und doch: Hits wie zum Beispiel ‘Norra El Norra’ sucht man vergebens. Das Eingängige, das in Verbindung mit dem orientalischen Flair stets das Besondere an Orphaned Land ausgemacht hat, fehlt über weite Strecken – erst gegen Ende der Platte gewinnen die Songs an Prägnanz (‘Disciples Of The Sacred Oath II’) und retten so das Gesamtergebnis auf eine knappe Fünf.
Gänsehaut entwickelt sich allerdings insgesamt nur sporadisch – ein klassisches Beispiel, dass zu viel Liebe zum Progressiven auf Kosten der Song-Struktur gehen kann. THE NEVERENDING WAY OF ORWARRIOR mag anspruchsvoller sein als alle anderen Orphaned Land-Scheiben zuvor, und der Konkurrenz ist die Truppe aus Tel Aviv nach wie vor weit voraus, doch dass das Album zu einem Klassiker in der Band-Diskografie werden wird, darf bezweifelt werden. Schade.
Petra Schurer
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Februar-Ausgabe des METAL HAMMER.
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