Nicht zu verwechseln mit ihren Hardcore-Punk-Namensvettern gehören auch Orchid zu der akut blühenden Spezies von Siebziger Rock-Wurzlern. Bereits der Band-Schriftzug evoziert Bilder einer komplett in Orange gehaltenen Backline, was das Titelstück und gleichermaßen Opener auch alsbald mit auditiven Nebelschwaden bestätigt. Im direkten Anschluss wartet ‘Marching Dogs Of War’ dann sogar noch mit einer Morricone-Mundharmonika-Effekteinlage auf – auch cool.
Mit ‘Silent One’ geht es dann wirklich knietief in Siebziger-Sabbath-Gewässer hinein. Ein bedrohlich schleichendes Riff und ein eingängiger Brückenschlag zum Refrain zeichnen den ersten Volltreffer aus. Dann ‘Nomad’, das mit David Gilmore-Gedenkgitarre beginnt, sich in einen echten Iommi verwandelt und gegen Ende gar noch die Dynamikkurve hochtreibt. ‘Leaving It All Behind’ ist ein Hinhörer, genauso wie das kriechende ‘Loving Hand Of God’. Doch das Beste sparen sich Orchid bis zum Schluss auf: Das pulsierende ‘See You On The Other Side’, welches melodisch gekonnt Blue Öyster Cult mit CCRs ‘Fortunate Son’ und einem Flamenco-Zwischenpart vereint.
Das Quartett aus San Francisco schlägt sich wie einst schon die Proto-Metal-Stadtväter Blue Cheer erfolgreich auf die dunkle Seite der harten Hippie-Blues Rock-Gegenbewegung und schafft es trotzdem, mit gelungenen Mittelteilen und dramaturgischem Geschick den Spannungsbogen zu halten, anstatt ins Genre-Generische abzudriften. Mit ihrem zweiten Album THE MOUTHS OF MADNESS etablieren sich die bösen Blumenkinder als eine Band, die man durchaus auf dem Seventies-Zettel haben kann. Auch wenn ihr wahres Meisterwerk noch auf sich warten lässt.
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