Man hätte es verstanden, wenn sich Of Mice & Men nach dem Ausfall von Austin Carlile erst einmal betrübt in eine Ecke verzogen hätten. Stattdessen schütteln sie sich die düster behangene Atmosphäre des letzten Albums COLD WORLD (2016) aus den Köpfen und pfeffern ein energiegeladenes Kraftpaket in Richtung Hörerschaft. Neben kämpferischen Nummern wie ‘Warzone’ oder ‘Forever YDG’n’, die mit ausreichend Härte an ältere Werke der Band erinnern, schlagen Of Mice & Men mit dem Rest der Platte in Post Hardcore-Melodien um, mit denen sie A Day To Remember Konkurrenz machen könnten.
Bassist Aaron Pauley kramt für DEFY seine kaum verstaubten Frontmanntalente wieder hervor, die er zuletzt mit der Band Jamie’s Elsewhere zu Gehör gebracht hatte. Sein Gesang findet in schmetternden Refrains wie zu ‘Back To Me’ und ‘Vertigo’ problemlos Einmarsch in die Herzkammern und pulsiert dort überaus bestärkend. Außerdem klingelt ein Pink Floyd-Cover zu ‘Money’ mit der ersten Sekunde Textzeilen aus dem Langzeitgedächtnis wach und verleitet zum freudigen Mitsingen.
DEFY erklingt nahezu überwältigend – auf ausreichendes „Mimimi“ kann sich die Platte aber dennoch gefasst machen: Zum einen durch den großen Fangirl-Streit, welcher Fronter denn jetzt eigentlich toller sei oder den zahlreichen Neuheitsgegnern, deren einziges Fazit der Satz „Das ist doch kein Metalcore mehr!“ sein wird – Recht haben sie; großartig ist DEFY aber trotzdem!