Eigentlich hatten Mötley Crüe letzten Sommer vor, schweren Vertragsbruch zu begehen und den groß angekündigten Ruhestand zu revidieren. Allerdings machte Corona mit der geplanten Stadiontournee kurzen Prozess, und so verbrachten die Crüelinge ihre Zeit mit anderen Dingen: Vince Neil blamierte sich mit unterirdischen Gesangseinlagen im Internet, und Nikki Sixx schrieb mal wieder ein Buch. ‘The First 21’ ist sein mittlerweile drittes biografisches Werk, und es stellt sich langsam die Frage: Was gibt es da eigentlich noch zu erzählen? Die Antwort ist: Dasselbe wie bisher – nur eben ausführlicher. Dieses Mal geht es um Nikkis frühe Jahre, in denen er sich noch als Frank Feranna vorstellte. Er erzählt von seinem schwierigen Verhältnis zu seiner Mutter, von dem aufkommenden Interesse an Musik und natürlich seiner Zeit mit der Band London. In gewisser Weise ist das Buch eine Entschärfung von ‘The Dirt’. Nikkis Jugend wurde dort als – milde ausgedrückt – schwierig beschrieben.
🛒 THE FIRST 21 bei AmazonIn seinem neuesten Werk wird hingegen deutlich, dass der Vorzeige-Badboy tatsächlich eine sehr liebende sowie unterstützende Familie in Form von Großeltern und Onkel hatte. Aber auch wenn wilde Eskapaden wie Ameisenwettschniefen oder kurzzeitiger Drogentod im Buch abwesend sind, ist ‘The First 21’ dennoch eine schöne Rock-Story. Nikki weiß sich durchaus auszudrücken und zeichnet anhand seiner eigenen Erfahrungen ein wunderbares Bild der Heavy Metal- und Rock-Szene der späten Siebziger Jahre. Bei Anekdoten wie seiner erster Haarfärbung, die direkt aus der Spraydose kam, oder seinem ersten Kiss-Konzert, bei dem Gene auf den Rücken fiel und wie Gregor Samsa mit den Gliedmaßen strampelte, ist der Charme-Faktor enorm. Lesenswert – nicht nur für Crüe-Fans!