Eigentlich ist Vorsicht geboten, wenn Bands eine „Rückkehr zu den Wurzeln“ ankündigen. Den alten Spirit der Anfangstage wiederherzustellen, schafft kaum jemand. Night In Gales jedoch ist das gelungen: Die Rückkehr von Christian Müller ans Mikro ist sicher der Hauptgrund dafür: THE LAST SUNSETS schließt tatsächlich stilistisch nahtlos an das SYLPHLIKE-Demo von 1995 an (wohl eine der besten deutschen Eigenproduktionen überhaupt).
Natürlich ist inzwischen viel Zeit vergangen, und ganz offensichtlich sind alle Beteiligten bessere Musiker geworden. Und THE LAST SUNSETS ist dadurch etwas weniger ungestüm, sondern eher klassisch arrangiert. Melodic Death Metal ist heute eben ein bestelltes Feld, im Gegensatz zu damals. Doch die Intention, das Feuer, die Freude, sich selbst und seine Gedanken und Gefühle auszuleben, die ist dieselbe. Für mich persönlich ist, ohne Björn Gooßes oder auch aktuellen Gastsängern wie Marc Grewe zunahetreten zu wollen, Christian Müller nach wie vor eine der authentischsten Stimmen im deutschen Death Metal.
Immer am Limit (er überschlägt sich fast beim Growlen), und dabei dennoch mit dem passenden Hauch Harmonie ausgestattet. Wer Tompa Lindberg mag, muss hier definitiv reinhören. Nicht nur rein musikalisch, sondern auch wegen des Gesangs. Tolles Album, das den Spagat zwischen Retro-Flair und zeitgemäßem Songwriting meistert.