
Lang, lang ist’s her. Vor vierzehn Jahren veröffentlichte Square Enix mit ‘The World Ends With You’ wohl den Toptitel unter den Geheimtipps für den Nintendo DS. An der Erfolgsformel hat das Entwicklerteam aus gutem Grund kaum etwas geändert. Nur so viel: Entgegen den ursprünglichen Erwartungen knüpft der Nachfolger nicht an den ersten Teil der Reihe an. Auch Neueinsteiger werden also ihr potenzielles Debüt mit der Videospielserie als denkbar angenehm empfinden, denn ‘NEO: The World Ends With You’ setzt inhaltlich noch einmal ganz frisch an – wahlweise auf Nintendo Switch oder PlayStation 4. Eine Version für den PC soll noch folgen.
Pokémon Go in der Matrix
Doch worum geht es eigentlich in ‘NEO: The World Ends With You’? Als Protagonist schlüpft ihr in die Rolle des Oberschülers Rindo, der überasschenderweise aus seinem gewohnten Leben gerissen wird. Eines Tages kommt es im Tokyo-Stadtviertel Shibuya unerwartet zu einer spektakulären Lasershow. Schnell wird klar: Hinter den auftauchenden, überdimensionierten Monstern und den Lichtblitzen stecken mehr als nur eine harmlose Augumented-Reality-Inszenierung. Doch bevor Rindo und sein Freund Fret den Ernst der Lage erkennen, segnen sie das Zeitliche in der kunterbunten Regenbogenflut auftauchender Ungeheuer. Ungewollt werden die beiden so in ein Quasi-Jenseits befördert. Hier dreht sich alles um das sogenannte Reaper-Game, an dem ihr nun gezwungenermaßen teilnehmen müsst.

Unter der Leitung eines ominösen Gamemasters werden euch Anweisungen per App auf eurer spielinternes Smartphone gesendet. Ihr müsst euch fortan täglichen Aufgaben stellen, um im Reaper-Game zu bestehen. Als Team aus mindestens drei Mitgliedern – dem Duo Rindo/Fret schließen sich im weiteren Spielverlauf noch die aufsässige Nagi oder der mysteriöse Minamimoto an – müsst ihr euch im Wettbewerb gegen die übrigen Teams behaupten. Alles andere als eine leichte Aufgabe.
Die Herausforderung: Ihr habt lediglich sieben Tage Zeit, um euch an die Spitze der Team-Rangliste zu kämpfen. Schließlich wird nur der jeweiligen Gewinner-Gruppe ein Wunsch ihrer Wahl erfüllt. Dazu gehört auch die Möglichkeit, in die Realität zurückzukehren. Es bleibt fast unnötig zu erwähnen, dass nur ein Sieg euch aus der Misere befreien kann. Das heißt: Sofern ihr nicht freiwillig in dem von Monstern durchstreunten Reaper-Game verweilen wollt.

Erfrischende Steuerung trotz Fingerakrobatik
Eines muss man ‘NEO: The World Ends With You’ definitiv lassen: Square Enix setzt hier auf eine überraschend unkonventionelle Steuerung. Kommt es in der Parallelwelt des Reaper-Games zum Kampf, könnt ihr per Knopfdruck eure Charaktere Angriffe durchführen lassen. Diese sind davon abhängig, mit welchem „Pin“ – kleinen Buttons, die ihr im Laufe des Spielverlaufs findet und die über die Angriffe eurer Teammitglieder entscheiden – eure Mitstreiter ausgerüstet sind.
So gibt es die Auswahl zwischen Blitzattacken aus sicherer Distanz oder einem Schlaghagel aus nächster Nähe. Manche Gegner reagieren beispielsweise besonders empfindlich auf ein bestimmtes Element, andere widerum resistieren bestimmten Angriffen. Unter der schieren Menge an unterschiedlichen Pins könnt eurem Team also die abenteuerlichsten Kombinationen durchführen lassen und euch stets den Anforderung einzelner Kämpfe anpassen.

Etwas ungewohnt wird es dann jedoch bei der Koordination eurer Charaktere. Ausweichen könnt ihr nämlich nur mit der Figur, mit welcher ihr auch als letztes angegriffen habt. Ein flotter Wechsel zwischen den Kämpfern ist also essentiell. Nicht nur, um den bedrohlichen Angriffen der Feinde zu entgehen, sondern auch um mit immer neuen Combos die „Groove-Anzeige“ stetig zu füllen, mit welcher sich ein enormer Angriffsboost auslösen lässt.
Das bringt euch zwar nicht zwangsläufig den Sieg, ist aber vor allem in Boss-Kämpfen durch den Schadensbonus eine enorme Erleichterung. Zugegeben: ‘NEO: The World Ends With You’ spielt sich anfangs noch relativ ungewohnt. Spätestens nach den ersten etwas knackigeren Kämpfen sollten sich die Finger aber mit der spieltypischen Steuerung vertraut gemacht haben – und entsprechend flüssiger sollten die folgenden Kampfsituationen von der Hand gehen.

Fazit: Was taugt das Reaper-Game wirklich?
Auch außerhalb der Kämpfe gibt es reichlich zu tun. So verfügt jedes der Teammitglieder über eine eigene Spezialfähigkeit. Mit diesen lässt sich unter anderem eine von einem Nicht-Spieler-Charakteren vergessene Erinnerungen erneut hervorzurufen, in die Gedanken von Passanten eindringen oder zurück in die Vergangenheit reisen, um Handlungsstränge.
Abseits der täglichen Aufgaben habt ihr außerdem die Möglichkeit käuflich neue Pins oder Kleidung zu erwerben. Letztere verpasst euch etwas mehr Zähigkeit in den kämpferischen Auseinandersetzungen. Einem der vielen Restaurants in Shibuya einen Besuch abzustatten scheint besonders vor schwierigen Kämpfen ratsam. Die nahrhaften Speisen statten euch zumindest temporär mit einigen hilfreichen Boni aus. Alternativ kann es gestärkt aber auch zu einer der vielen Nebenaufgaben gehen. Zu tun gibt es jedenfalls reichlich – selbst, wenn das Reaper-Game euch mal nicht auf trab hält.
‘NEO: The World Ends With You’ knüpft qualitativ an seinen brillianten Vorgänger an. Wer anderen klassischen J-RPGs wie der Yakuza- oder der Persona-Reihe etwas abgewinnen kann, wird auch mit Rindo und Co. sicherlich seine Freude haben. Lediglich dem anfänglich etwas hakeligen Kampfsystem hätte ein bisschen mehr taktischer Tiefgang gut zu Gesicht gestanden.
🛒 NEO: The World Ends With You auf Amazon.de bestellen!Das tut der liebevoll verpackten Storyline aber keinen Abbruch. In spannender Inszenierung taucht ihr in ein dystopisches Videospiel-im-Videospiel ein, dass mit japanischem Humor, flapsigen Sprüchen der Charaktere und einem rockigen Soundtrack zu begeistern weiß und euch sicherlich so einige Stunden beschäftigen kann. Übrigens: Wem es nach ‘NEO: The World Ends With You’ immer noch in den Fingern juckt, der hat auch die Möglichkeit den neu aufgelegten Vorgänger der Serie ‘The World Ends With You -Final Remix’ im eShop der Nintendo Switch herunterzuladen. So kommen zumindest Switch-Besitzer in den Genuss bei Bedarf den ersten Ableger nachzuholen.
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