Man hat den Eindruck, es vergeht fast kein Monat, in dem die Namen Neal Morse und Mike Portnoy nicht in diesem Magazin auftauchen. Auch für sein neues Soloalbum hat Multiinstrumentalist und Sänger Morse seinen alten Trommelkumpel Portnoy am Schlagzeug verpflichtet und zusammen mit Bassist Randy George das erste räumlich distanzierte Abstandsalbum seiner Laufbahn eingespielt. Thematisch gewohnt theologisch inspiriert, ist die Nähe zu Morses Martin Luther-Album SOLA SCRIPTURA (2007) evident, auch wenn sich die religiöse Erzählung diesmal mit weniger Protestanten-Power um Paulus von Tarsus dreht. Oder vielmehr um das Leben des Saulus, denn Morse setzt mit seiner Geschichte bei dessen Bekehrung aus, was gleichbedeutend mit einer Fortsetzungsoption (womöglich unter dem Titel SOLA FIDE?) des Apostelalbums ist.
🛒 SOLA GRATIA bei AmazonMusikalisch versteht es Morse wieder einmal meisterlich, progressiven Passagen überwiegend melodisches, ja, manchmal fast Musical-haftes Song-Material gegenüberzustellen. Auch gesellen sich einige Pink Floyd-Kniefälle dazu: Sowohl die offensichtliche Hommage ‘Building A Wall’ mitsamt ihren Chören und dem angefunkten Gitarren-Sound als auch Klang, Atmosphäre und harmonischer Aufbau von ‘Never Change’ oder ‘Seemingly Sincere’ folgen Gilmours und vor allem Waters’ Handschrift. Dabei imitieren sie diese allerdings nie fein säuberlich mit dem Kalligrafen, sondern lassen immer noch genügend Platz für Morses ganz eigene Schwingungen und Note(n).
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