„I found a brand new direction“. Mit diesen Zeilen beginnt das zweite Soloalbum des Boysetsfire-Frontmanns Nathan Gray und beschreibt damit ziemlich genau, was den Hörer in den kommenden 42 Minuten erwartet. Denn anstatt sich wie auf FERAL HYMNS (2018) von Akustikgitarre, Piano und Streichern begleiten zu lassen, wird er nun von einer regulären Rock-Instrumentierung untermalt. Die abermals herrschende Melancholie wird 2020 durch sehr viel hellere, rockige Momenten bereichert. Dem Mann geht es aktuell offensichtlich besser als noch vor zwei Jahren, und er lässt uns dies auch musikalisch wissen. Stilistisch vermeidet es Gray, sich an Liedern zu „vergreifen“, die auch seiner Stamm-Band gut zu Gesicht stünden.
🛒 WORKING TITLE bei AmazonDas würde ja auch wenig Sinn ergeben. WORKING TITLE (ein Hinweis darauf, dass sich Gray im steten Prozess als Person und Musiker sieht) lebt von dem gewohnt emotionalen Gesang, lässt musikalisch aber die Extreme bewusst liegen. Dunkle Ecken? Aggression? Verbitterung? All das hört man auf dieser Scheibe nicht. Damit fehlen ein paar Reizpunkte, die Dynamik leidet. Man freut sich für Gray, dass er immer mehr zu sich findet, aber es resultiert aktuell in einer Scheibe, die nicht durchweg lodernde Momente offenbart.