Im Jahr vor der Veröffentlichung ihres Zweitwerks OPAQUE (2013) fand die Doom-Gruppe Nailed To Obscurity in Raimund Ennenga (Burial Vault) ihren perfekten Sänger. Er ist es auch, der dem neuen Album der Niedersachsen den letzten Schliff verleiht und mit dem Spagat zwischen vollmundigen Growls, mildem Klargesang und Flüstern das Besondere im Klangbild von KING DELUSION ausmacht (ersichtlich an ‘Protean’ oder dem sphärischen ‘Deadening’).
Auf der instrumentalen Seite leiten Riffs voller Schwermut und Düsterkeit die Empfindungen (‘Devoid’): Über weite Strecken schreitet das gut 55-minütige Werk würdevoll bis missmutig voran, zieht den Hörer in tiefere Gefilde und provoziert – wie mit dem nautisch knarzenden Instrumental ‘Apnoea’ – Bilder im Kopf. Doch obwohl das Klangbild des Quintetts hauptsächlich von diesen typischen Elementen lebt, fallen bewusst provozierte Kontraste zwischen hellen und dunklen Gitarren in ‘Memento’ oder dem (im Mittelteil vielleicht etwas lang geratenen) Zwölfminüter ‘Uncage My Sanity’ als besonders spannend auf.
Doch wie es bei vielen Genre-Werken der Fall ist, fordert auch KING DELUSION Zeit und die Muße, sich mit vollen Sinnen darauf einzulassen. Wer dies tut, wird definitiv belohnt.