Drogensucht, Diebstahl, Gefängnis, NSBM-Kontakte, Pseudoauflösungen, Lügen, betrogene Fans: Blake Judd hat sich in 41 Lebensjahren unzählige Fehltritte geleistet. Entsprechend schwer fällt es, BLIGHT PRIVILEGE unvoreingenommen zu hören. Dabei gibt sich Nachtmystiums Chef alle Mühe, sein inakzeptables Verhalten vergessen zu machen: ‘Survivor’s Remorse’ fräst sich mit schwarzer Raserei und Post Rock-Melancholie ins Hirn, ‘A Slow Decay’ kontrastiert verschrobene Arrangements, Bienenschwarm-Riffs, Blastbeats und Reibeisengesang gekonnt mit (Country-)Slide-Gitarren. An anderer Stelle rennt ‘Conquistador’ auf synthetischen Teppichen in die Dystopie, marschiert ‘The Arduous March’ trostlos in einen Tapping-Soli-Orkan und reißt ‘Blind Spot’ Bäume aus. Rein musikalisch macht Judd also vieles richtig und verdient dafür fünf Punkte.
🛒 BLIGHT PRIVILEGE bei AmazonMenschlich bleibt ein schaler Nachgeschmack. Nicht zuletzt, weil sich der US-Amerikaner im ‘Predator Phoenix’-Video eher als kämpferischer Märtyrer denn reuiger Mensch positioniert. Und die verallgemeinernde Schwurbelaussage, dass in „großen Teilen“ seines Heimatlands „verarmte Weiße genauso arm wie verarmte Schwarze oder Braune oder Menschen anderer Hautfarbe“ seien und Armut „alle Menschen und alle Orte gleichermaßen“ betreffe, hätte er sich bei der Ankündigung des neunten Albums seiner angeblich „unpolitischen“ Band ohnehin sparen sollen.
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