
Ist man etwa zwölf Jahre alt und an alternativen Szenen interessiert, liegt die Goldgrube darin, ähnlich gepolte ältere Geschwister zu haben. Die kennen dann schon Bands, machen vielleicht sogar selbst Musik. Und die klingt im besten Fall wie My Merry Machine. Das süddeutsche Trio spielt Metal mit Rock’n’Roll-Attitüde, mischt einiges zusammen, was gesammelt zu entdecken für Metal-Neulinge ein wichtiges Fundstück ist, kann man sich doch hinterher das Beste herauspicken und hat somit Orientierung im neu eröffneten Kosmos. Immer wieder klingen die teilweise rotzigen Zeilen von Sängerin Kirsten Zahn nach „Punk spirit“, allerdings ist TOTAL WAR insgesamt eher zahm geartet – als hätte die Band eigentlich gar nichts zu sagen, keine Richtung, in die die Einflüsse weisen sollen. Daran kann auch der zeitweise angestrengt klingende Wechselgesang – Growls, Klargesang, Sprech-Passagen – nichts ändern, auch nicht die Nu Metal-Anleihen und vor allem nicht die Simon & Garfunkel-Zeilen in ‘Hello Darkness’.
🛒 TOTAL WAR bei AmazonMan kann zu TOTAL WAR mit dem Kopf nicken, die Sache ist nur: Die Musik der älteren Bekannten feiert man nur so lange ab, bis man sich aus dem Dorf-Dunstkreis entfernt und begreift, dass es auch Musik außerhalb des eigenen Landkreises gibt. Und hat man die Königsklasse der Festival-Bühnen oder den wirklich innovativen Underground der Großstädte einmal entdeckt, bleiben Bands wie My Merry Machine als zu nichtssagend, zu altbacken, zu klein denkend auf der Strecke.
***
Du willst METAL HAMMER lesen, aber kein Abo abschließen? Kein Problem! Die aktuelle Ausgabe portofrei nach Hause bestellen: www.metal-hammer.de/heftbestellung
***