Es gibt nicht mehr viel Musik, die Erziehungsberechtigte an den Rand des Wahnsinns treibt und vom Ende der Zivilisation faseln lässt. Also wohin mit all dem übersprudelnden, unerkannten Nervpotenzial? Das weißrussische Duo Mora Prokaza bietet Abhilfe: Es kombiniert Black Metal und Trap Rap, zwei in ihrer Wirkung auf adulte Gemüter bereits gut untersuchte Waffen, mit kreischendem Bombast, Jazz-Splittern und fragmentiertem Folk. Elternscherze beiseite – in ihrem Wüten zeigen die Herren Farmakon und Hatestorm vor allem, wie mühelos extremer Metal andere Extreme integrieren, um nicht zu sagen zur Gänze absorbieren kann. Das erste Video ‘WIMG’ (soll heißen: ‘Where Is My Gun’) ist schon mal ein guter Anhaltspunkt: Wem dieser Swag gefällt, der oder die kann auch mit dem Rest.
🛒 BY CHANCE bei Amazon‘Check It’ etwa begeistert mit Akkordeon, Klarinette und Saxofon, und das herrlich humorlose ‘I See It This Way’ ist anspruchsvoll mit kleinteiligen Samples und Klavier verschraubt. ‘Be There’, ‘Sorry Man’ und ‘Blacker Than Black’ sind strukturell konventionellere Black Metal-Stücke, zu denen Hoodie-Kutten weißrussische Ad-libs spucken. Übrigens: Ganz so jung, wie ihre welpenhafte Freude am Affront glauben macht, sind die Buben nicht. Sänger, Gitarrist und Studio-Wizard Farmakon (alias Andrei Shepelevich) war von 2009-2013 bei Victim Path, und BY CHANCE ist das dritte Album der 2013 gegründeten Mora Prokaza – wenn auch das erste in diesem erfreulich rotzigen Duktus. Macht Spaß! Mein einziger Kritikpunkt: Wo ist der Bass, Bro’?
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