Seit 18 Jahren sind die deutschen Mob Rules eine sichere Bank im Grenzgänger-Metal. Mit cleverer, progressiver Grundstimmung und melodisch-metallischer Finesse, die geschmackssicher niemals in seichte bis einfältige Power Metal-Fremdscham-Gefilde abzudriften droht, hat die Band auf ihrem bisherigen Weg den Hörer gebannt und denkt nicht daran, dies zu ändern.
Daran lässt schon der Opener ‘Close My Eyes’ keine Zweifel, der sich ohne schlechtes Gewissen neben eingängigen Dream Theater niederlassen kann. ‘Lost’ lässt direkt danach nicht weniger locker. Schließlich kann der Song mit sämiger Siebziger-Orgel und sakralem Refrain die Spannung halten, und hinterlässt einen nach sechseinhalb Minuten irgendwie mit einem befriedigteren Gefühl als die circa 5151 Sendeminuten der gleichnamigen TV-Serie. ‘Tele Box Fool’ zeigt, dass Mob Rules auch mit schnellerem Tempomat aus den Puschen kommen können, doch seine wahre Stärke stellt man weiterhin mit den kompositorisch ausformulierteren und getragenen Nummern unter Beweis. Der fortschrittliche Kraftakt einer Prog-Suite wie ‘The Oswald File’ vom Vorgänger bedarf es diesmal gar nicht mehr.
Mob Rules haben von ihrem letztmaligen Spieldauer-Gipfelsturm wohl die Gelassenheit der Unangestrengtheit gelernt und nun in kürzeren, jedoch gleichsam dramatischen Experten-Eskapaden kultiviert. Ob sich deshalb der Song ‘Scream For The Sun’ historisch-thematisch mit der Mount Everest-Erstbesteigung beschäftigt, sei nur vermutend dahingestellt. Dass zum Ende noch die Akustische spanische Strandabendstimmung in ‘Sunrise’ einläutet, ist einmal mehr Trumpfplattform für Sänger Klaus Dirks’ tänzelndes und schwingendes Timbre, wie es Mob Rules’ stilistisches Können und Bandbreite reflektiert.
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