Gute Songs sind ähnlich wie eine Reise. Das Anfechten der Stagnation, das Misanthropy mit ihrem dritten Album versprechen, birgt also Hoffnung. Wenn eine Reise jedoch kein definiertes Ziel verfolgt, gestaltet sich der Weg rasch störend konfus. Ebenso verhält es sich mit THE EVER-CRUSHING WEIGHT OF STAGNANCE: Die vier Musiker aus Chicago scheinen mit ihrem experimentellen Technical Death Metal zeigen zu wollen, was sie alles können, doch da sich daraus kein genauer Plan für die Liedstrukturen ergibt, tragen die sieben neuen Songs den Geist eines undurchdachten „Guck mal, Mama, ohne Hände!“ in sich, welches häufig genug im Unfall des vorher noch so stolzen Kindes endet. Misanthropy sorgen nicht nur für kopfschüttelndes Unverständnis, weil die Texte Genre-typisch nicht auszumachen sind. Die schnellen Gitarren beißen sich vor allem in den ersten Songs mit dem Grunzgesang und werden zu wechselhaften Störgeräuschen.
Was THE EVER-CRUSHING WEIGHT OF STAGNANCE den Vernichtungsschlag versetzt, ist die Ironie, dass es auch mit Wegfall der fragwürdigen Experimente nicht besser wird. Quietscht die Gitarre nicht mehr gegen den Gesang an, schweben die Finger ab dem vierten Song ‘Condemned To A Nameless Tomb’ vielleicht nicht mehr direkt über dem Aus-Knopf. Dafür drehen sie jedoch am Lautstärkeregler und nutzen die kommenden, für Death Metal entspannteren Minuten, um im Plattenschrank nach einer Alternative zu suchen.
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