Egal, wie oft Al Jourgensen in der Vergangenheit beteuerte: „Das ist jetzt aber wirklich unser letztes Album!“ – der Ministry-Kopf findet immer wieder Gründe, seine Band(s) am Leben zu halten. Seien es Politiker, religiöse Fanatiker oder vielleicht einfach nur Gedanken an die Rentenfinanzierung. Die Facepalm-Geste der Freiheitsstatue auf dem AMERIKKKANT-Cover wirkt (unbeabsichtigt) doppeldeutig – schließlich hat Jourgensen in den letzten zwei Dekaden allzu oft kompositorische Müdigkeit mit Lautstärke verwechselt und seinen Industrial Metal-Legendenthron mit mauen Veröffentlichungen und Konzerten zersägt.
Ministrys 14. Studioalbum demonstriert einmal mehr das Offensichtliche: Der 59-Jährige lässt seinen einst motorenstarken, heute TÜV-gefährdeten Hot Rod auf dem Standstreifen ausrollen. Die oft überlangen Stücke kommen größtenteils behäbig-stampfend ums Eck und lassen die Füße trotz manch netter Gimmicks – Spuk-Orgeln und Percussion in ‘Victims Of A Clown’, ‘Spiel’ mir das Lied vom Tod’-Mundharmonika-Reminiszenzen in ‘Twilight Zone’ oder Bläsereinsätze in ‘AmeriKKKa’ – zuverlässig einschlafen.
Pferdestärken (die knackig-thrashige Auf-die-Fresse-Nummer ‘We’re Tired Of It’), entfernt an PSALM 69-Tage anknüpfende Energie (‘Antifa’) oder gar große Hooks (‘Wargasm’) sind rar gesät. Nicht zuletzt auch, weil sich Jourgensen gerne auf Samples und Gastsängern wie Burton C. Bell ausruht, anstatt die eigene Puste zu überstrapazieren. Das Fazit nach rund 48 Minuten: Ja, die Welt ist kacke. Die Frage ist nur: Brauchen wir 2018 noch Onkel Al, um uns das zu sagen?