Kann man so ein Album überhaupt subjektiv bewerten? MC5 sind, obwohl ihr musikalischer Output offen gesagt mehr als mau war, eine der legendärsten Rock-Bands ihrer Generation. Eine für die gemeinsame Sache brennende Bande Aktivisten, die mit Stromgitarren gegen das Establishment kämpfte – unter der Führung ihres charismatischen Anführers Wayne Kramer. Dass nach 50 Jahren endlich ein neues Album kommen sollte, zauberte natürlich ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden Rock-historisch interessierten, „linksgrünversifften“ Gitarrenverehrers. Allerdings währte die Freude nicht lange. Kurz vor dem geplanten Release verstarb Kramer, und mit ihm die Band. Doch jetzt kommt es doch noch zur Veröffentlichung, und man kann mit Gewissheit sagen: Der legendäre Lockenkopf hat mit HEAVY LIFTING ein letztes Mal mit dem Mittelfinger gemahnt und ein verflucht gutes Album auf die Beine gestellt. Hard Rock, Funk, Stargäste, Punk, soziopolitische Statements und bretternde Gitarrensoli! Klingt es wie ein MC5-Album? Das ist nach 50 Jahren einfach schwer zu sagen. Es hat vielleicht etwas weniger Rotz und Trotzigkeit zwischen den Rillen als der Stoff aus den Sechziger Jahren, aber es donnert gewaltig. Und jeder Song hat auf erstaunliche Weise seine ganz eigene Art, zu donnern. Das entstammt nicht zuletzt auch der Handschrift von Gästen wie Slash oder Tom Morello, und natürlich der von Produzent Bob Ezrin. HEAVY LIFTING ist Kramers Abschied, und er könnte kaum ehrwürdiger sein.
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