Auch das zwanzigste Album der einstigen Speerspitze des britischen Neo-Prog Rock, die sich mit der Zeit und dem Sängerwechsel vorwärtsblickend auch mal im Pop oder kontemporären Art Rock-Segment positioniert hat, kommt, wie der Titel nahelegt, nicht umhin, sich mit den pressierenden Problemen der Menschheit im 21. Jahrhundert auseinanderzusetzen. Wenn auch nicht mit dem Dampfhammer doziert wird, sind Coronavirus, Erderwärmung sowie allgemeine menschliche Existenzsorgen und -nöte lyrisch präsent und werden von Marillion in vier opulenten wie melancholischen Song-Suiten verarbeitet, die gewohnt wohl austariert zwischen anspruchsvoll und eingängig changieren.
🛒 AN HOUR BEFORE IT’S DARK bei AmazonHöhepunkt ist dabei ganz klar das an den Schluss gestellte, dringliche 15-Minuten-Epos ‘Care’, welches gekonnt Peter Gabriel mit den Simple Minds und ätherischen Heldensoli fusioniert. Aber auch kommerzielleren Rock-Song-Konventionen Folgendes wie etwa ‘Murder Machines’ weiß zu imponieren. Allein schon deshalb, weil Sänger Steve Hogarth (zu all der ansonsten auf diesem Album an den Tag gelegten stimmlichen Versalität) in besagtem Track seinen inneren Roy Orbison zu entdecken scheint. Für Marillion hat die Stunde also noch
längst nicht geschlagen.
***
***