
Schweden oder Österreich, das ist hier die Frage: Lost Dreams stammen zwar aus der Alpenrepublik, klingen aber ziemlich deutlich nach nordischem Melodic Death Metal der Göteborger Schule. Mit dem über 60-minütigen EXHALE bringt das Quintett bereits sein sechstes Album heraus – die erste Veröffentlichung nach sechs Jahren und mit Sänger Sebastian Brandauer.
Dessen Growls erinnern an Mikael Stanne (Dark Tranquillity) und prägen das gelungene Werk, das, vom harschen Gesang abgesehen, mit Geschwindigkeit (‘Lethargy’), kompromissloser Aggressivität (‘Kyrie Helleison’) und spannend gesetzten Riffs sowie Soli (‘Bitter Pills’) begeistert. Auch wenn Raserei als ihre Paradedisziplin gelten darf, beweisen Lost Dreams mit ‘Nocturnal Delirium’ sowie dem nachdenklichen, aus dem Rahmen fallenden ‘Purple Clouds’, dass ein gelungener Spannungsaufbau auch in mittlerem Tempo funktioniert.
Doch die Österreicher zeigen sich auch bei Melodie und Atmosphäre kompositorisch klug, binden vereinzelt Klargesang-Passagen ein, schielen auf Live-Eignung und Interaktivitätsfaktor ihrer Songs und erinnern hier und da sogar an alte In Flames: Als Anspieltipp empfiehlt sich das hymnische ‘Finding X’, das Weltschmerz und Nostalgie versprüht und den Hörer im selben Atemzug mit der Welt vereint. Weiter so!