Das Ende von Sister Sin (2015) läutete den Karriere-start von Liv Sin ein. Deren Sängerin Liv Jagrell stand beiden Bands vor, dennoch lassen sich markante Unterschiede ausmachen. Stellten die fünf zwischen 2003 und 2014 erschienenen Sister Sin-Alben eine Hinwendung zum Heavy Metal der frühen Achtziger Jahre dar, in denen Hard Rock noch eine entscheidende Rolle spielte, positioniert sich das Debüt FOLLOW ME eher in den metallischen Neunzigern – und damit eine Ecke härter. An vielen Stellen stehen Judas Priest für die Riffs Pate, an anderer Stelle lassen sich die Klänge schwedischer Landsleute aus dem melodischen Todesbereich wiederentdecken.
Neben der reißerischen Stimme von Jagrell, welcher die gestiegene Wucht zugutekommt, sind es vor allem die Zwillingsharmonien und die satte Produktion aus den Händen von Stefan Kaufmann (ehemals Accept, U.D.O.), die FOLLOW ME aus der Masse von Veröffentlichungen herausragen lassen. Aber: Leider fehlt speziell in den Höhepunkten der letzte Esprit, das letzte Quäntchen Bissigkeit. Größtenteils sind die Anfangssekunden der Lieder stärker als die eigentliche Hauptmasse. Nichtsdestotrotz ein vielversprechendes Debüt, dem es lediglich an kompositorischem Feinschliff mangelt.