Sieben Jahre nach dem letzten Album der belgischen Grind-Monster eignet sich RAZORGRIND trefflich dazu, rein musikalisch über das Theseus-Paradoxon nachzudenken. Selbiges fragt: Ist ein Schiff, bei dem im Lauf der Jahre alle Teile erneuert worden sind, noch das Gleiche? Auch Leng Tch’e haben im Verlauf ihrer Karriere alle Teile, sprich Musiker, gewechselt, und selbst wenn der Albumtitel sehr plakativ den Grind proklamiert, sind sie doch eine weite Reise entfernt vom DEATH BY A THOUSAND CUTS-Debüt aus dem Jahr 2002.
Aber es gibt auch Kontinuität, RAZORGRIND schreibt fort, was sich von 2002 bis 2010 abzeichnete: Vergleichbar zu Nasum etwa war Leng Tch’es Grind immer sehr metallisch, Death Metal-Anklänge spielten schon im letzten Jahrzehnt zunehmend eine Rolle. RAZORGRIND zeigt sich noch riff-lastiger als das letzte Album HYPOMANIC, Freunde des gepflegten Blasts hingegen kommen eher weniger auf ihre Kosten.
Was letztlich wirklich fehlt, um über den Durchschnitt zu kommen, sind memorable Songs; vieles wirkt nach Schema F runtergezockt. Und die vereinzelten Breakdowns riechen doch sehr nach Geschmacksverirrung. Zum Thema Theseus ein klares Jein – RAZORGRIND ist doch eher ein Schatten der Vergangenheit.