PSYCHO CIRCUS von 1998, das letzte Kiss-Studioalbum, wirkt in Retrospektive so inhomogen wie die damals frisch reformierte Urbesetzung. Heute läuft das anders: Paul Stanley produziert selbst und verzichtet auf jedwede Zusatzinstrumentierung, die Band komponiert und spielt alles eigenhändig. Das Ergebnis ist eine schöne Rock’n’Roll-Platte zwischen CREATURES OF THE NIGHT (1982) und LOVE GUN (1977), die unterm Strich aber eher zu den Achtziger-Werken passt.
Die besten Nummern stammen von Stanley, darunter die beiden Sieben-Punkte-Hämmer ‘Modern Day Delilah’, ein Seventies-Groover, und ‘All For Glory’, fast ein Hellacopters-Song, überzeugend gesungen von Eric Singer. Auch Tommy Thayer darf bei einer Nummer ans Mikro (‘When Lightning Strikes’), bleibt ansonsten aber farblos. Alles in allem klingt SONIC BOOM von vorne bis hinten nach Kiss, nach Spaß, wenngleich nicht so ungestüm wie früher, sondern abgeklärter und souveräner. Das ist gut.
Neben Höhepunkten wie ‘Never Enough’ und ‘Danger Us’ (ganz grobe Richtung: ‘Take Me’) haben sich trotzdem ein paar Stinker eingeschlichen (‘Stand’, ‘Hot & Cold’). Zudem erinnern einige weniger gelungene Parts an die dunklen Ecken von ANIMALIZE (1984). So ist SONIC BOOM unter dem Strich knackig und klassisch, macht Stimmung, verfehlt wegen fehlender Hitdichte aber knapp die Sechs-Punkte-Marke. Fazit also: Kein neues (… hier bitte Lieblings-Kiss-Album einsetzen…), aber durchaus eine der besseren Schminkemonster-Platten der letzten 25 Jahre.
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