Das Musikbusiness ist ein Haifischbecken. Diese Haie hassen Musik. Dafür lieben sie Geld, Macht, Drogen und Prostituierte. Steven Stelfox schwimmt ganz oben mit – und er beißt! Als A&R einer großen Plattenfirma entscheidet er über das Schicksal aufstrebender Bands; bringt er die richtige zur Vertragsunterzeichnung, steigt er in der Firmenhierachie auf – eine falsche Entscheidung kann ihn ebenso schnell die Karriere kosten. Musik, Kunst und Menschlichkeit spielen dabei keine Rolle – unliebsame Kollegen beseitigt er durch Intrigen – oder auch mit Gewalt.
Das zynische Geschäft mit Musik
‘Kill Your Friends’ ist die gelungene Verfilmung des gleichnamigen Romans von John Niven: Auf der Höhe des Britpop-Hypes und kurz vor dem Boom des Internets genießen Plattenfirmen und ihre abgehobenen Mitarbeiter in den 1990ern ihre Allmachtstellung, spielen mit Millionenbeträgen, Künstlern und Drogen, wie es ihnen gefällt. Niven muss es wissen, hatte er doch selbst einen Fuß in der Tür zum Musikbusiness. Natürlich übertreibt ‘Kill Your Friends’ – doch ganz aus der Luft gegriffen scheint so manche Situation nicht. Sei es der Druck, als erster den nächsten heißen Trend vorherzusagen, hunderttausende Dollar in die hoffentlich richtige Band zu investieren oder sich mit Musikern herumzuschlagen, die Kunst schaffen wollen anstatt Alben zu verkaufen und zu touren – oder so schlecht sind, dass sie im Studio komplett ausgetauscht werden.
https://www.youtube.com/watch?v=uhne8L8-TPo&feature=youtu.be
Dabei ist ‘Kill Your Friends’ durch und durch zynisch – und in seiner Boshaftigkeit und Brutalität irre lustig. Stelfox hasst nicht nur Bands, sondern eigentlich all seine Mitmenschen. Als vollkommener Egomane interessieren ihn nur der eigene Erfolg und der nächste Rausch. Seine Verachtung verpackt er in die schönsten Beleidigungen und abscheulichsten Schimpfwörter, die zumeist nur der Zuschauer zu hören bekommt – denn nach vorne heraus ist Steven Stelfox beinahe (!) umgänglich.
Erschreckend glaubwürdig
Damit rückt der Film noch mehr als das Buch nahe an ‘American Psycho’, vermischt mit ‘Trainspotting’, einer Bizarro-Version von ‘High Fidelity’ und einer Prise ‘Dexter’. Nicholas Hoult (‘About A Boy’, ‘X-Men: Erste Entscheidung’) spielt den Wahnsinn von Steven Stelfox überzeugend und facettenreich, auch der restliche Cast überzeugt, die Charaktere wirken trotz aller Schrulligkeiten nie zu überzogen (Moritz Bleibtreu als deutscher Drogen-Techno-DJ „Rudi“ ist erschreckend glaubhaft).
Fazit zum Thriller ‘Kill Your Friends’
Wie es halt bei jeder Literaturverfilmung ist: „Das Buch ist besser“. In Romanform ist ‘Kill Your Friends’ tatsächlich noch gemeiner, beleidigender, zynischer, brutaler, lustiger. Aber: Der Film macht seine Sache wunderbar! Die wichtigsten Szenen und fiesesten Sprüche haben den Weg auf die Leinwand gefunden, Steven Stelfox ist faszinierend unsympathisch, der Grundton des Buchs wird gut getroffen – und der Soundtrack mit allerlei Neunziger-Jahre-Hits macht Ü30-Party-Gänger hibbelig. Kurz vorm Finale verliert ‘Kill Your Friends’ etwas seinen roten Faden – nimmt ihn dann aber umso zorniger wieder auf. Ein tödlicher, böser Spaß für Musik-Fans! Ab 18. März 2016 als DVD, Blu-ray und VoD.
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