Es benötigt Mut, ein Werk so hermetisch beginnen zu lassen wie die New Yorker Kammer-Prog-Jazz-Metaller Kayo Dot ihr zehntes Album MOSS GREW ON THE SWORDS AND PLOWSHARES ALIKE. Tatsächlich läuft man ein paar Mal um dieses verwunschene Schloss herum, findet den Eingang nicht, verzweifelt, geht in die Irre. Schon ist man gewillt, aufzugeben, da öffnet sich eine Tür: hier entlang, bitte. Also hinein – nur, um vor der nächsten Hürde zu stehen. Vor abweisenden Gitarrenwänden, einem expressionistischen Neunziger Jahre-Goth-Brutalismus, vor wunden Vocals und rückwärts laufenden Songlines. Erst Track drei, die Single ‘Void In Virgo (The Nature Of Sacrifice)’, bietet Gefälligkeit in Form einer verhalten proggigen Ballade für (oder gegen?) die überflüssig gewordene Menschheit.
🛒 MOSS GREW ON THE SWORDS AND PLOWSHARES ALIKE bei AmazonUnd dann wird sofort der Qualwaschgang wieder angeschmissen: Texter Jason Byron rechnet mit unserer Spezies ab, deren Hybris, Gier und Dummheit zu ihrer Auslöschung führen werden. Das musikalisch umzusetzen, verlangt der Band (nicht in der Besetzung des Vorgängers BLASPHEMY, sondern Bandchef und Multiinstrumentalist Toby Driver mit seinen maudlin of the Well-Cronies Greg Massi und Byron) einiges ab. Zwar bietet ‘Get Out Of The Tower’ mit dominantem New Wave-Bass noch mal kurz einen Anker, aber das Finale zerstiebt endgültig in Richtung Abstraktion. In seiner Verschlossenheit ist MOSS GREW… ganz schön arrogant – aber sich darauf einzulassen, bereichernd.
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