Manche Alben lösen 72 Minuten lang Gänsehaut aus: weil sie (zu) nahe gehen, bewegen und aus vermeintlicher Schwäche etwas wunderbar Starkes, Mitreißendes zaubern. Der Erschaffer dieser Gefühlswelten ist der (als Harakiri For The Sky-Sänger bekannte) Österreicher J.J., der seit nunmehr zehn Jahren unter dem Namen Karg gegen sich, seine Dämonen und die widrige Welt ankämpft.
WELTENASCHE ist sein fünftes Studioalbum und führt den auf MALSTROM (2014) begonnenen Ausbruch aus der APATHIE (2012) fort. Die Heilmittel: überlange Songs aus Post- und Black Metal mit ausgemergeltem Gekrächze und markerschütternden Schreien, dazu aufbrandende Gitarrenmelodien und dialektale Texte, die der inneren Dunkelheit Ausdruck verleihen. Mal reißen die dem anfälligen Hörer nahe gehenden Stücke mit (‘Alles wird in Flammen stehen’), mal stimmen sie versöhnliche Akustikgitarrentöne an (‘Spuren im Schnee’), mal deprimieren sie zutiefst (‘Le Couloir Des Ombres’).
Letzteres lässt sowohl musikalisch als auch durch den aussagekräftigen Beginn („Mir ist ein fantastischer Gedanke gekommen: Ich hab’ das Xanax und das Ritalin zusammen eingenommen.“) tief in die depressiven Abgründe der Gegenwart blicken. WELTENASCHE ist nichts für schwache Nerven; nichts weniger als der ehrliche Blick in eine nacht-schwarze Seele, der für ihren musikalischen Output ein riesiges Kompliment gebührt. Der perfekte Soundtrack für eisige Novembertage, an denen man sich von allen Seiten umstellt und von hundert Kugeln durchschossen fühlt.
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