Judas Priest INVINCIBLE SHIELD

Heavy Metal, Columbia/Sony (11 Songs / VÖ: 8.3.)

6.5/ 7
teilen
twittern
mailen
teilen
von

Es gibt nicht viel, das man den vorherigen beiden Judas Priest-Alben vorwerfen konnte. Wenn man wollte, dann zwei Kleinigkeiten: Dass sie mit je 13 Songs ein My zu lang gerieten. Und, dass sie zwar eindringlich die Metal-Mächtigkeit der Briten zur Schau stellen, dabei aber die beschwingte Heavy Rock- und Blues-Seele vor allem der früheren Tage ins Hintertreffen geraten lassen. Beides rückt INVINCIBLE SHIELD jetzt gerade! Das 19. Judas Priest-Album liefert die gewohnte und gewollte Verneigung vor dem Band-Schaffen, tut das aber so unbeschwert, dass es jederzeit frisch und kraftvoll klingt. Alle elf Songs haben (trotz Parallelen zu Bekanntem) ihre eigene Identität, Qualität und Daseinsberechtigung auf einem Album, das 52 Minuten lang liefert.

Nur zusammen mit Ausgabe 03/2024 gibt es eine weltexklusive 7“-Vinyl-Single der Hohepriester des Heavy Metal. Neben der brandneuen Single ‘Crown Of Horns’ (physisch hier noch vor Album-Release!) auf der A-Seite, scheppert es auf der B-Seite mit einer Live-Aufnahme von ‘Painkiller’ live in Wacken 2015. Ein einzigartiges Sammlerstück! HIER BESTELLEN

Der hektische Titel-Song schwitzt reinen Heavy Metal von PAINKILLER- und DEFENDERS-Prägung, so wie der erste Vorbote und nun Eröffnungs-Track ‘Panic Attack’ Feuer und Blitze speit, nicht ohne mit wabern­den Synthies an knallbunte TURBO-Zeiten zu erinnern – und zugleich ein zeitgemäßes Thema („dieses Internet“ und was es mit uns macht) aufzugreifen. Dagegen betont das vergleichsweise gemächliche ‘Devil In Disguise’, wie wunderbar Judas Priest auch jenseits von überdrehtem Riff-Feuerwerk rocken können.

🛒  INVINCIBLE SHIELD bei Amazon

Die transparente, topmoderne Produktion (erneut von Andy Sneap, diesmal ohne Tom Allom) ballert und drückt, so auch im anklagenden Galopper ‘The Serpent And The King’, der nicht zuletzt durch Rob Halfords hohes Kreischen auffällt. Überraschende Ausrufezeichen setzen ‘Gates Of Hell’ mit seinem belebten, geradezu schillernden Refrain und die Power-Ballade ‘Crown Of Horns’ (die ihr auch auf der diesem Heft beiliegenden, weltexklusiven 7“-Vinyl-Single hört), die irgendwo zwischen ‘Night Comes Down’, ‘Diamonds And Rust’ und ‘(Take These) Chains’ eine ganz eigene Tonalität findet und spätestens im gefühligen wie mächtigen Zwischenteil dahinschmelzen lässt.

Ihre düstere Seite zeigen die NWOBHM-Pioniere unter anderem in ‘Escape From Reality’: Die Doom-Hymne ist der Gegenangriff auf alle ‘Lochness’-Schmähungen und verneigt sich so tief vor Black Sabbath, dass man meint, Ozzy Osbourne selbst in der psychedelischen dritten Strophe singen zu hören. Ein fantastisch gelungener stilistischer Ausbruch! Keiner der Songs kommt ohne mindestens einen Gänsehautmoment aus – dank so kraft- wie gefühlvoller Gitarren und eines zu jeder Sekunde begeisternden Rob Halford. Judas Priest mögen mit dem erkrankten Glenn Tipton angeschlagen sein; doch angezählt sind sie längst nicht, sondern stehen im 55. Karrierejahr aufrecht, stark und unbesiegbar.

***
Du willst METAL HAMMER lesen, aber kein Abo abschließen? Kein Problem! Die aktuelle Ausgabe portofrei nach Hause bestellen: www.metal-hammer.de/heftbestellung
***


ÄHNLICHE KRITIKEN

Judas Priest :: Redeemer Of Souls

Judas Priest :: Epitaph

As I Lay Dying :: Decas


ÄHNLICHE ARTIKEL

Die 500 besten METAL HAMMER-Alben aller Zeiten in der Presseschau

METAL HAMMER feiert sein 40-jähriges Bestehen und veröffentlicht in seiner 500. Ausgabe eine Liste der 500 besten Metal-Alben aller Zeiten.

Venom: Abaddon findet, KI hat nichts im Metal verloren

Für den ehemaligen Schlagzeuger von Venom, Abaddon, sollte Künstliche Intelligenz lieber unbeliebte Hausarbeiten übernehmen, anstatt Künstlern die Arbeit zu stehlen.

Judas Priest sind die Architekten des Metal, sagt Hammett

Für Kirk Hammett, seines Zeichens Lead-Gitarrist bei Metallica, sind Glenn Tipton und K.K. Downing von Judas Priest die Baumeister des Heavy Metal.

teilen
twittern
mailen
teilen
Die 500 besten METAL HAMMER-Alben aller Zeiten in der Presseschau

Anlässlich des 40. METAL HAMMER-Jubiläums und der insgesamt 500. Ausgabe hat die Redaktion die 500 besten Album des Genres gekürt. Chefredakteur Sebastian Kessler war in der "Deutschlandfunk Kultur"-Sendung ‘Tonart’ zu Gast, um über die Liste zu sprechen, welche bereits im Netz fleißig unter die Lupe genommen wird. METAL HAMMER: Das sind die 500 besten Metal-Alben Für alteingesessene Leser dürfte es wenig überraschend sein: Metallica landen mit MASTER OF PUPPETS (1986) auf dem ersten Platz der 500er-Liste. Das Album erhielt bei Veröffentlichung die höchste Durchschnittwertung im Soundcheck in der Geschichte des Magazins (6,86 Punkte). Im Interview mit ‘Tonart’ sprach Sebastian Kessler…
Weiterlesen
Zur Startseite